Wien - Der Flugverkehr nimmt weltweit zu, und Fliegen belastet die Umwelt wie keine andere Fortbewegungsart. Wer dennoch mit zumindest besserem Gewissen ins Flugzeug steigen will, kann dies seit Juni mit "atmosfair" tun.

Das Prinzip ist einfach: Auf der "atmosfair"-Homepage können mit einem Emissionsrechner die Umweltkosten berechnet werden, die der geplante Flug verursacht. Diese können dann per Kreditkarte für Klimaschutzprojekte gespendet werden.

Ein Rechenbeispiel: Fliegt eine dreiköpfige Familie von Wien nach Gran Canaria und retour, entstehen insgesamt 5220 Kilogramm CO, die Kosten dafür betragen 93,50 Euro. Im Vergleich dazu entstehen bei einem Jahr Autofahren rund 2000 Kilogramm CO. Ein Inder verursacht in diesem Zeitraum 900 Kilogramm Kohlendioxid.

Die Spendenbilanz nach dem ersten Sommer kann sich jedenfalls sehen lassen. "20.000 Euro wurden bisher gespendet", erzählt Rolf Pfeifer vom deutschen "forum anders reisen", einem Zusammenschluss von 90 alternativen Reiseveranstaltern. Mit diesem Ergebnis sei man "ganz zufrieden".

Finanziert wurde die "atmosfair"-Plattform unter anderem vom deutschen Umweltministerium. Minister Jürgen Trittin lässt derzeit gerade prüfen, ob er bei seinen Dienstreisen künftig ebenfalls mit Klimaschutzaufschlag buchen kann. Zahlen fürs Gewissen

Den Vorwurf des ökologischen Ablasshandels, den manche Kritiker aus der alternativen Reisebranche nun erheben, lässt Pfeifer so nicht gelten: "Sicher ist es eine Form der Gewissensberuhigung", aber es gebe eben nur zwei Möglichkeiten - nicht zu fliegen oder für die klimaschädigenden Abgase, die man verursacht, die Verantwortung zu übernehmen und zu zahlen.

Mit den Spendengeldern werden derzeit zwei Klimaschutzprojekte in Brasilien und Indien unterstützt. Die 30 Tonnen Müll, die täglich am Campus der Uni von Rio de Janeiro anfallen, werden seit heurigem Sommer in einer geschlossenen Anlage mineralisiert, mit der Verbrennungshitze wird Strom für die Uni erzeugt. In Indien sollen zehn Großküchen in Schulen, Tempeln und Spitälern, die bisher mit Kerosinbrennern betrieben wurden, mit Solaranlagen ausgestattet werden. (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD, Printausgabe, 22.9.2004)