Thomas Muster mit Juergen Melzer, Julian Knowle, Alexander Peya, und Stefan Koubek.

Pörtschach - So kompliziert ist der Daviscup auch wieder nicht. Man trifft einander in Pörtschach, spielt, um locker fürs Tennis zu werden, ein bisserl Fußball, laut Jürgen Melzer war "die Partie ein absoluter Traum". Wie viele Tore Thomas Muster erzielt hat, sei unerwähnt, schließlich betont der Captain mit bewundernswerter Hartnäckigkeit, es gehe überhaupt nicht um ihn, "sondern um die, die auf dem Platz stehen. Es ist ihre Bühne. Ich mach' die Hausaufgaben, organisiere, schaffe die Rahmenbedingungen."

Die Bühne wiederum ist gewachsen, das Stadion, die Werzer Arena, fasst 3500 Menschen. Und sie wird von Freitag bis zum Sonntag ziemlich gefüllt sein, wenn es gegen Großbritannien darum geht, den Verbleib in der Weltgruppe zu sichern. Im Gegensatz zum Fußball ist ein 2:2 auszuschließen, der Daviscup und das Tennis generell schreien nämlich nach Siegern. Muster: "Die Partie ist völlig offen, wir müssen nur an uns glauben. Wir haben ein junges, aber doch erfahrenes Team. Ich erwarte, dass jeder alles gibt. Ob es reicht, wird man am Ende sehen. Es geht sicher nicht um die Existenz des österreichischen Tennis, obwohl ein Erfolg nicht unwesentlich wäre."

Melzer und Stefan Koubek werden im Einzel eingesetzt, darauf hat sich Muster festgelegt, sein Vorgänger Günter Bresnik hätte nicht nur ähnlich, sondern genauso gehandelt. Die Besetzung des Doppels bleibt vorerst offen, Julian Knowle dürfte die eine Hälfte bilden, als Partner kommen Melzer und Alexander Peya infrage. Die Briten werden, no na, den Weltranglisten-Vierten Tim Henman auf den Platz schicken, als zweiten Solisten könnte Captain Jeremy Bates den erst 17-jährigen Andrew Murray ausprobieren. Muster geht jedenfalls davon aus.

Schließlich hat man den Heimvorteil schamlos ausgenützt, es wurde eine Menge roter Sand nach Kärnten geschafft, der Boden ist deshalb fast so tief wie der Wörthersee nass, die Bälle wiegen schwer. Diese konkreten Verhältnisse schätzt Henman nicht wirklich und der lange Greg Rusedski überhaupt nicht, er lehnt sie sogar strikt ab.

Muster lässt zweimal am Tag üben, jeder der Spieler schuftet dreieinhalb Stunden, auf Pünktlichkeit wird enormer Wert gelegt. Peya über die Zusammenarbeit mit dem neuen Chef: "Man saugt ihn richtig auf. Er war die Nummer eins der Welt, im Unterbewusstsein will man ihm zeigen, was man kann. Es ist eine Art Trainereffekt." Melzer: "Er hat alle Situationen selbst erlebt, das ist äußerst hilfreich."

Da es nicht um Muster geht, sagt der: "Mein Ehrgeiz ist egal und nicht übertragbar. Das sind alles Individualisten. Ich habe das Tennis nicht neu erfunden, muss und will auf ihre Gewohnheiten eingehen, ihre Stärken forcieren. Sie sollen die richtige Einstellung mitbringen." Koubek verspricht, dies zu tun. "Es passt alles, wir haben auch eine Gaudi, die Stimmung ist gut." Es gehe im Endeffekt darum, "den Henman zu schlagen". (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 22.9. 2004)