Wien - Die Villa Primavesi in Hietzing, das ist Jugendstilarchitektur von Josef Hoffmann und gleichzeitig eine nüchterne Ausstattung, wie sie nur eine Gewerkschaft in so einem Haus einbauen lassen kann. Nun wurden die Tore des 1912-15 (siehe Wissen) erbauten Hauses nach langem wieder geöffnet, um den Zustand der Villa zu zeigen.

Die Klaviermanufaktur Bösendorfer will das Anwesen ab 1. Jänner 2006 zu ihrem Firmensitz machen. Dafür investiert die Bawag-PSK Immobilien AG, Besitzerin des Klavierbauers, sieben Millionen Euro.

Teile der Villa sind denkmalgeschützt. Genauer gesagt, "sind es die Außenfassade, vier Räume und die Eingangshalle", erklärt Vorstand Robert Wagner. Teile des Gartens würden unter Schutz gestellt. Bösendorfer-Geschäftsführer Manfred Aichinger schwebt vor, dass im Erdgeschoß die Flügel präsentiert werden. Im Obergeschoß wird es Arbeitsräume geben. Das Untergeschoß, man sieht dort noch die Restausstattung von Schulungszimmern und einer Betriebsküche, soll zu einer Schauwerkstatt werden.

Protest gegen Zubau

Der Streitpunkt bei dem Projekt liegt außerhalb der Villa. Bösendorfer will auf einem zum Primavesi-Anwesen gehörenden Grundstück nebenan einen Zubau errichten, gegen den Anrainer noch vor Vorlage der Detailpläne mit Flugblättern mobil machen. Man befürchtet die Zerstörung des Parks und einen unzumutbar hohen Bau. Der Besitzer schwächt ab: Der würde sich ins Ensemble einpassen. Es sei nicht an eine Flächenmaximierung gedacht, "sondern an einen dreigeschossigen Bau plus Dachgeschoß, der die Räume beinhalte, die notwendig sind für den Betrieb von Bösendorfer", sagt Schwarz. Also ein Konzertsaal für 200 Gäste, Verwaltung und zwei Künstlerateliers.

Im Bezirk steht man der Ansiedelung Bösendorfers positiv gegenüber, wenngleich noch keine Anträge für Umwidmungen vorliegen. Fraglich ist die Finanzlage des Traditionsunternehmens. DER STANDARD berichtete, dass man für 2004 auf "eine scharze Null" im Betriebsergebnis hofft, während 2003 noch ein Verlustjahr war.

Bis dato logiert das Unternehmen in Wieden, die Mietkosten sind dort jetzt ungefähr gleich hoch wie am Standort Hietzing, heißt es. (aw/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 9. 2004)