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Wien - Die Ärzteschaft klagt gerne über zu geringe Honorare, die ihr von den Krankenkassen zugestanden werden. Nicht unbedingt zu Recht, glaubt man einer internen Studie des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Denn während der Verbraucherpreisindex im Zeitraum 1990-2002 nur um 31,3 Prozent gestiegen ist, wuchsen die Honorare für praktische Ärzte im selben Zeitraum um 57,5 Prozent an und jene von Fachärzten sogar um 86,8. Das durchschnittliche Brutto-Einkommen eines praktischen Arztes lag 2002 bei 8.200 Euro (14 Monate), bei jenen mit Hausapotheke sogar bei 11.300 Euro.

Besonders stark war der Honorar-Anstieg in den letzten zwölf Jahren in Tirol mit 90,8 Prozent (Praktische) bzw. 97.4 Prozent (Fachärzte). Bei den Praktikern ebenfalls überdurchschnittliche Werte weisen Salzburg (70,4), Kärnten (66,3) und das Burgenaland (65) auf. Bei den Fachärzten ist auch Wien mit einer signifikanten Steigerung von 97,2 Prozent zu nennen.

Regionale Unterschiede

So ist auch das Einkommen der Ärzte von Region zu Region verschieden. Am Besten schaut es in Tirol aus, wo ein Praktiker jährlich rund 219.000 Euro lukriert. Ebenfalls über 200.000 Euro kommen die steirischen Ärzte, jene in Niederösterreich und die im Burgenland. Am vergleichsweise ärmsten sind praktische Ärzte in Wien mit einem mittleren Jahreseinkommen von etwa 156.000 Euro. Auch bei den Fachärzten liegt Wien mit 175.000 Euro am untersten Ende der Skala, hier sind die Steirer mit 218.000 Euro die Begütertsten.

Wenn sie nicht mit besonders hohen Anschaffungskosten belastet wären, hätten wohl die Radiologen und die Laborfach-Ärzte das mit Abstand netteste Leben. Ihr Jahreshonorar wird von der Sozialversicherung mit 803.000 bzw. 1,6 Millionen Euro angegeben. Ebenfalls auf der sicheren Seite sind die Augenärzte (274.000), die Internisten (302.000) und die Orthopäden (317.000).

Mediziner: Honorare nicht an Kosten­steigerungen im Gesundheits­wesen schuld

Die Ärztekammer betont, dass die Honorare der Mediziner nicht die Ursache für die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen seien. Vielmehr würden die Versorgungskosten, die demografische Entwicklung und der Fortschritt der Medizin zu Buche schlagen, so Jörg Pruckner, Obmann der niedergelassenen Ärzte, am Mittwoch in einer Aussendung. Der Anteil der Arzthonorare an den Gesamtausgaben der Kassen sei in den vergangenen Jahren ständig gesunken, die Tarife für ärztliche Leistungen hätten sich unterdurchschnittlich entwickelt.

Pruckner gab die durchschnittliche jährliche Tarifsteigerung für die Mediziner für die vergangenen Jahre mit 2,2 Prozent an. Dazu komme, dass der Aufwand in den Arztpraxen in den vergangenen Jahren weit über der Inflationsrate gestiegen sei. Von einer Kostenexplosion könne keine Rede sein, betonte er.

Betriebskosten für Ordinationen würden im Schnitt 50 Prozent der Einnahmen betragen

Zahlen zu den Kosten und Abzügen für Mediziner veröffentlichte am Mittwoch die Wiener Ärztekammer. Die Betriebskosten für Ordinationen würden im Schnitt 50 Prozent der Einnahmen betragen, so Hans-Peter Petutschnig von der Ärztekammer. Ein Allgemeinmediziner beziehe im Durchschnitt von der Wiener Gebietskrankenkasse 124.000 Euro Honorar. Netto blieben ihm davon rund 31.000 Euro im Jahr.

Relativierte Zahlen: Nettogehalt bei rund 2.200 Euro

Im Detail rechnet die Kammer damit, dass von den 124.000 Euro Honorar rund 62.000 Euro an Bruttoverdienst blieben. Davon wiederum müssten Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen abgezogen werden, blieben jährlich in etwa 31.000 Euro netto. Umgelegt auf 14 Monate bedeute dies ein Nettogehalt von rund 2.200 Euro für einen 40- bis 65-jährigen Akademiker, der mit 40 Jahren in die Ordination einsteige. Die Honorare von der Gebietskrankenkasse machen laut dem Ärzte-Vertreter rund 80 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Petutschnig legte auch einen Vergleich zwischen den Tariferhöhungen der Wiener Ärztekammer, der Inflationsrate und den Lohnrunden der Metaller vor. Die Honorare der Fachärzte seien in den vergangenen fünf Jahren regelmäßig unter der Inflationsrate gestiegen. Die Praktiker hätten zwar besser abgeschnitten, im Schnitt aller Mediziner seien die Inflationsraten in den vergangenen Jahren aber nicht erreicht worden. Das Gehaltsplus der Metaller sei im Gegensatz dazu immer über der Inflation gelegen.

Dass der Hauptverband für das Ansteigen der Honorare höhere Werte angibt, begründet Petutschnig damit, dass die ausgezahlten Kassenhonorare höher sein können als die Tarifsteigerungen. Dies sei dann der Fall, wenn Ärzte auf Grund von Frequenzsteigerungen, längeren Öffnungszeiten oder kostenintensivere Angebote auch mehr Leistungen erbringen. (APA)