Wien - Die börsenotierte Telekom Austria (TA) will bis 2009 rund 780 Mio. Euro in den Ausbau der Multimedia-Netzinfrastruktur investieren - die gleiche Summe, die bereits in den vergangenen 48 Monaten dafür aufgewendet wurde, erklärte der TA-Chef-Technologe Helmut Leopold am Mittwoch beim "Broadband World Forum Europe 2004" in Venedig. Finanziert würden diese Investitionen aus dem jährlichen Cash-Flow, der 900 Mio. Euro betrage.

Next Generation Network

Die Internet-Leitungskapazität der Glasfasernetze liege schon jetzt weit über den Erfordernissen - ein Glasfaserstrang sei nur etwa zu einem Achtel ausgelastet - vielmehr gehe es bei den Investitionen um die Technologie hinter den Glasfaser-Hauptsträngen. Die Vermittlungsstellen müssten umgebaut werden, um aus den derzeit drei Netzen für Sprache, Internet und Daten einen Übertragungsstrang zu machen. Das Stichwort dafür lautet "Next Generation Network" (NGN) auf Basis der Internet Protokoll Version 6 (IPv6), daran werde bereits gearbeitet. In den nächsten drei Jahren sollen laut Leopold 120 Vermittlungsstellen umgerüstet werden.

Die Beschleunigung des Internets bei der Telekom Austria und ihren Wiederverkäufern wie Tele2 von derzeit 768 Kbit/s auf 4 Mbit/s sei ohne weitere Investitionen in die Leitungsinfrastruktur möglich, doch um überhaupt derartige Geschwindigkeiten zu benötigen, müsste der Internet-Inhalt erheblich erweitert werden. "Die Physik ist nicht mehr die Bremse für Breitband-Internet", betonte Leopold. Vielmehr gehe es nun darum, das Internet mit den richtigen, individualisierten Inhalten zu bestücken.

Premium Content not wendig

Die Telekom arbeitet derzeit gerade an der Entwicklung des "Next-Generation Media"-Netzwerk, bei dem dann auch Videos in Fernseh-Qualität und auf Bestellung auf den PC kommen sollen. Ein erster Vorbote dafür war Aon.tv, also interaktives Fernsehen, wo man bereits 5.000 Kunden habe. Das Angebot wurde im Juni 2003 gestartet.

"Nur Premium-Content garantiert die notwendigen Erlöse", so Leopold. Und der Schlüssel dazu sei "interaktive Kommunikation über ein System und jedes Gerät". Die Generierung von Inhalten sei dabei wichtiger als der Infrastrukturausbau. Nur durch den entsprechenden Content (Inhalt) sei eine Breitband-Internet-Penetrationsrate um die 80 Prozent und ein Umsatz von mehr als 20 Euro pro Kunde möglich, so der TA-Chef-Technologe. Er schließt aber aus, dass die Telekom Content selbst produziert.

Keine Preisschlacht erwartet

Auch künftig werde ADSL - die österreichische Form von DSL (Data Subscriber Line) - ein Pauschalangebot ("Flat Rate") sein, doch für den Premium-Inhalt werde man gesondert zahlen müssen, so das größte österreichische Telekomunternehmen mit eigener Mobilfunktochter (Mobilkom Austria). Derzeit gehe der Trend dahin, dass Einsteiger sich für das günstigste Pauschalangebot entscheiden, dann aber auf ein höheres Downloadvolumen umsteigen. Laut TA liegt Österreich bei den ADSL-Preisen im "internationalen Mittelfeld". Preissenkungen seien im Zuge des Wettbewerbs durchaus möglich, eine Preisschlacht wie am Mobilfunksektor erwartet die Telekom jedoch nicht.

Eine Geschwindigkeitserhöhung für die österreichischen TA-Breitband-Kunden steht in nächster Zeit jedenfalls nicht an, man halte mit der heimischen Nummer 2 am Breitband-Markt Chello problemlos mit. Derzeit hat die TA in Österreich laut den Marktforschern von Point Topic einen Breitband-Marktanteil von 36,8 Prozent, Chello kommt auf 32,8 Prozent, 16 Prozent entfallen auf andere Kabelnetzbetreiber, 10,5 Prozent des Kuchens teilen sich verschiedene Wiederverkäufer. Die Telekom Austria habe österreichweit jedenfalls Marktanteile dazu gewinnen können, betonte TA-Sprecher Martin Bredl im APA-Gespräch.

DSL-Technologie im Vormarsch

Von Juni bis Juli 2004 wuchs der heimische Breitband-Bereich demnach um 32,6 Prozent, inzwischen gebe es rund 678.000 schnelle Internetanschlüsse in Österreich. Dabei würde der Anteil der ADSL-Technologie (Breitband über bestehende Kupferleitungen) bei weitem schneller wachsen als das Kabel-Angebot, auf das Chello als Telekabel-Tochter setzt. Weltweit würden rund 63 Prozent aller Breitband-Anschlüsse auf der DSL-Technologie basieren, gut 29 Prozent entfallen auf Kabeltechnologie, der Rest ist Glasfaser bis in den Haushalt ("Fiber to the Home").

Künftig will die Telekom auch verstärkt auf den drahtlosen Standard Wimax setzen, der im Gegensatz zu WLan über lizenzierte Frequenzen verfügt. Die Folge dieser Frequenzfreiheit sei, dass sich WLan-Netze in unmittelbarer Umgebung gegenseitig stören können, was bei Wimax kein Problem wäre. Wimax-Frequenzen werden am 4. Oktober in Österreich versteigert. WLan von der Telekom soll es aber weiter geben. Die TA setzt dabei allerdings weniger aus "Hotspots" wie Flughäfen oder Bahnhöfe, sondern will "WLan-Zones" errichten, also beispielsweise ganze Fußgängerzonen an das drahtlose Netz anschließen, so Bredl. (APA)