Wien - Die Hoffnungen der Vorarlberger Freiheitlichen, dass die Verluste bei der Landtagswahl nicht ganz so massiv ausfallen würden, wurden am 19. September bitter enttäuscht. Die FPÖ musste mit minus 14,47 Prozentpunkten den größten Verlust der letzten Landtagswahl-Runde und den größten Verlust, den die FPÖ je bei Landtagswahlen einfuhr, einstecken. In Vorarlberg hat in der Zweiten Republik keine Partei so viel verloren wie jetzt die Freiheitlichen, sie fielen auf das drittschlechteste Ländle-Ergebnis seit ihrem Bestehen. Der Wählerschwund ist mit 65 Prozent so hoch wie bei den drei Landtagswahlen 2003.

Seit ihrem Eintritt in die Bundesregierung im Jahr 2000 und dem Rückzug Jörg Haiders nach Kärnten konnte die früher so erfolgsgewohnte FPÖ nur mehr einen Wahlsieg feiern - im heurigen März bei der Landtagswahl in Kärnten. Die anderen Wahlen brachten den Freiheitlichen meist massive Verluste.

FPÖ startete auf sehr hohem Niveau

Vorarlberg war das letzte Bundesland, in dem noch nicht unter der schwarz-blauen Bundeskoalition gewählt wurde. Die FPÖ startete dort von sehr hohem Niveau - nämlich 27,41 Prozent. Damit ist das Ergebnis von 12,94 Prozent trotz des massiven Verlust im Bundesländer-Vergleich immer noch das drittbeste hinter Kärnten und Wien.

Unter Jörg Haider hatte die FPÖ von 1986 bis 2000 einen beispiellosen Aufstieg geschafft - bis auf 26,9 Prozent bei der Nationalratswahl 1999 bzw. sogar 27,5 Prozent der EU-Wahl 1996; in Kärnten gelang es Haider 1999, mit mehr als 42 Prozent den Landeshauptmann-Sessel zu erringen, den er heuer mit ebenfalls mehr als 42 Prozent hielt. Seit dem Eintritt der FPÖ in die Bundesregierung und dem Rückzug Haiders nach Kärnten müssen die Freiheitlichen - außer in Kärnten - aber einen ebenso beispiellosen Niedergang hinnehmen.

Keine einzige Stimme seit 2000 dazu gewonnen

In allen Wahlen seit 2000 hat die FPÖ - auch in Kärnten - keine einzige Stimme dazugewonnen. In der ersten schwarz-blauen Periode 2000 bis 2002 konnte sie bei den Landtagswahlen aber immerhin noch rund 70 Prozent ihrer Wähler halten. Die Ereignisse rund um Knittelfeld brachten bei der Nationalratswahl 2002 aber einen massiven Wählerschwund von mehr als 60 Prozent gegenüber 1999. Auch in den drei Landtagswahlen des Jahres 2003 zeigte sich der Niedergang der FPÖ beschleunigt: Sie verlor durchschnittlich zwei Drittel der Wähler. Bitter enttäuscht wurden die Hoffnungen auf eine Trendumkehr nach der heurigen Kärntner Wahl: Bei der EU-Wahl im Juni d.J. verabschiedeten sich drei Viertel der früheren Wähler.

Bei den heurigen Landtagswahlen hatte Haider in Kärnten die einzige Ausnahme von Trend geschafft: Ihm gelang es am 7. März 2004, den Landeshauptmann-Sessel zu verteidigen. Einige Wähler verlor auch er (299), aber dank der niedrigen Wahlbeteiligung gab es einen leichten Zuwachs im Stimmenanteil. Ganz im Negativ-Trend schnitt die FPÖ am selben Tag in Salzburg ab: Dort verlor sie mehr als 50 Prozent der Wähler. Die Salzburger FPÖ war auch die erste Landespartei, die knapp unter den Stand vor der "Ära Haider" zurückgefallen ist. Dies war in Vorarlberg zwar nicht der Fall - aber der Verlust an Wähler war dort heute mit über 64 Prozent gegenüber 1999 wieder höher. (APA)