Wien - Schwerste Bedenken gegen einen Vorschlag der EU-Kommission für eine Arbeitszeit-Richtlinie meldet die Bundeskurie der Angestellten Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) an. Die neue Richtlinie sieht unter anderem vor, dass am Arbeitsplatz verbrachte Bereitschaftsdienste nur insofern als Arbeitszeit anerkannt werden, als auch einer beruflichen Tätigkeit nachgegangen wird.

In dieser geplanten Regelung sieht der Bundesobmann der Angestellten Ärzte, Harald Mayer, einen "Freibrief für eine moderne Form der Ausbeutung von Spitalsärzten, die Marathondiensten Tür und Tor" öffne.

"Risiko überlanger Arbeitszeiten nicht erkannt"

Inwieweit zum Beispiel kurze Zeitabschnitte zwischen zwei Operationen, die während eines Bereitschaftsdienstes durchgeführt werden, als Ruhephase gelten sollen, sei völlig unklar. Für Mayer ist es "gänzlich inakzeptabel, dass in der EU-Kommission das Risiko überlanger Arbeitszeiten in den Spitälern nicht erkannt wird.

An den Grenzen der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit arbeitende Spitalsärztinnen und Spitalsärzte können nicht im Interesse der europäischen Bevölkerung sein".

Auf heftige Kritik bei der Ärztekammer stößt auch die Möglichkeit, dass die Arbeitszeit-Höchstgrenzen durch individuelle Regelungen zwischen Spitalsärzten und Spitalseigentümern aufgehoben werden können.

"Eklatanten Verstoß gegen Schutzmechanismen"

Darin sieht Mayer einen "eklatanten Verstoß gegen den Sinn der in den Arbeitszeitbestimmungen enthaltenen Schutzmechanismen für Ärzte und Patienten".

Im Namen der österreichischen und Spitalsärzte fordert Mayer von der EU-Kommission eine Arbeitszeitrichtlinie ein, die "sozialen Selbstverständlichkeiten ebenso entspricht wie dem Sicherheitsinteresse der Patientinnen und Patienten".

Ärztekammer-Präsident Reiner Brettenthaler unterstützt die Anliegen der Spitalsärzte und wird ihre Vorbehalte über die europäische Ärzteorganisation mit Nachdruck an die EU-Kommission herantragen. (APA)