Er persönlich, erklärte Josef Hader als das Echo des Premierenapplauses noch nachhallte, habe keine Vorbehalte gegen katholische Internate. Schließlich, so der Kabarettist, habe dort, wo er einst die kirchliche Schulbank drückte ein "weltoffener, sozial engagierter und liberaler" Geist geweht.

Und weil auch der Autor der Buchvorlage, Wolf Haas, betone, mit "Silentium" eine rein fiktive Moritat über sich an Knaben vergehende Geistliche und die bigotte bessere Gesellschaft Salzburgs geschrieben zu haben, fürchte er weder den Zorn des Klerus noch den der Mozartstadt.

Freilich: Ob die Österreich-Premiere von Wolfgang Murnbergers Verfilmung des Buches auch in St. Pölten so einhellig beklatscht worden wäre, blieb bei der vom STANDARD veranstalteten Premiere am Mittwoch ebenso unbeantwortet wie auf der Feier danach im MAK.

Aber zumindest Christoph Schlingensief – im Film ein Festspiel- Opern-Regisseur ("eine tolle Übung für Bayreuth") – schwärmte dort für katholische Zucht: "Ich war selber Messdiener. Diese harte Schule schafft so viele obsessive Kraftfelder – das würde ich meinen Kindern gerne antun."

Christoph Schlingensief und der Katholizismus

(DER STANDARD Printausgabe 24.09.2004)