Belgrad/New York - Die US-Behörden haben wegen mangelnder
Zusammenarbeit mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal die bisher
ernsteste Warnung an Belgrad gerichtet. "Wir haben keine Maßnahmen
gesehen und die Staatengemeinschaft beginnt derart ihre Geduld zu
verlieren, dass von manchen bereits auch mögliche Sanktionen gegen
Belgrad in Erwägung gezogen werden", wurde der
US-Aussenministeriumsbeamte Pierre-Richard Prosper vom Belgrader
Sender B-92 zitiert.
Prosper hatte laut dem Sender diesen Standpunkt am Mittwoch abend
auch dem serbisch-montenegrinischen Aussenminister Vuk Draskovic, der
in New York der Jahrestagung der UNO-Vollversammlung beiwohnt,
überbracht.
Mladic endlich ausliefern um Frage "ein für alle Mal" zu lösen
Wolle Belgrad die Frage des Haager Tribunals "ein für alle Mal"
lösen, so müsse es Ratko Mladic, den Ex-Militärführer der bosnischen
Serben, an das Haager Tribunal ausliefern. "Wir glauben und hoffen,
dass diese Frage bis zum 1. Oktober gelöst sein wird", sagte
Prosper. Er erklärte auch, daß die serbischen Nachrichtendienste und
Ministerpräsident Vojislav Kostunica ihre Einfluß "aggressiver"
einsetzten könnten, um festzustellen, wo sich Mladic verstecke.
Regierungsvertreter in Belgrad beteuern indessen, dass sich der
frühere Militärkommandant der bosnischen Serben nicht in Serbien
verstecke. Wo sein Versteckt vermutet wird, sagt allerdings niemand.
Das Haager Tribunal erwartet von Belgrad auch die Auslieferung der
drei von vier serbischen Generälen - Nebojsa Pavkovic, Vladimir
Lazarevic und Sreten Lukic - die im Oktober 2003 für Kriegsverbrechen
im Kosovo angeklagt wurden. Der vierte angeklagte General, Vlastimir
Djordjevic, wird in Moskau vermutet. Nachdem im letzten Sommer vor
dem Haager Tribunal auch eine Anklage gegen den einstigen
Serbenführer in Kroatien, Goran Hadzic, erhoben wurde, war der seit
dem Kriegsende im Jahre 1995 in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad
lebende kroatische Serbe untergetaucht. Die Polizeifahndung nach
Hadzic soll soweit ergebnislos sein. (APA)