Wien - Die hohe Teuerungsrate und das Ringen um ein einheitliches Entgeltschema für Arbeiter und Angestellte stehen im Mittelpunkt der bevorstehenden Herbstlohnrunde für rund 119.000 Metallarbeiter und 73.900 Industrieangestellte.

Dazu kommen weitere Flexibilisierungswünsche der Unternehmen, die schon im Vorfeld deponiert wurden. Am kommenden Montag (27. September) werden Metaller-Chef Rudolf Nürnberger und der Angestellten-Verhandler in der Gewerkschaft der Privatangestellte (GPA), Karl Proyer, in der Wirtschaftskammer (WKÖ) ihr Forderungspaket an Unternehmen-Vertreter Hermann Haslauer übergeben. Die Metaller-Lohnrunde hat traditionellerweise Signalwirkung für alle weiteren Kollektivvertragsverhandlungen (KV)

Über Prozente wird noch nicht gesprochen

Über Prozente wird bei der Übergabe traditionell noch nicht gesprochen. Erfahrungsgemäß verlangen die Arbeitnehmer neben der Inflationsabgeltung auch einen Anteil am Produktivitätszuwachs. Die Aufgabe der KV-Politik sei es jedenfalls primär, den Lebensstandard und die Kaufkraft nicht nur zu sichern, sondern auch zu erhöhen, so GPA-Verhandler Proyer zur APA.

Die hohe Inflationsrate werde bei den Verhandlungen sicher eine wesentliche Rolle spielen und die Gespräche nicht erleichtern. Einer Aufspaltung in eine Kerninflation und in eine Energie bedingte Teuerung kann Proyer nichts abgewinnen. "Es gibt nur eine Inflation."

Die Teuerungsrate von 1,9 Prozent wird vom Wifo in der kommenden Prognose am 1. Oktober voraussichtlich nach oben revidiert werden. Die Inflation dürfte etwas höher liegen, die 1,9 Prozent sei die unterste Grenze, die nicht zu halten sein werde, so Wirtschaftsforscher Ewald Walterskirchen, zur APA.

Einheitliche Entgeltschema

Bei der heurigen KV-Runde wollen die Verhandlungspartner auch das einheitliche Entgeltschema unter Dach und Fach bringen. Vorbild ist die Elektroindustrie, die seit vergangenen Mai für ihre rund 58.000 Mitarbeiter ein gemeinsames Schema für Angestellte und Arbeiter eingeführt hat. Dabei gibt es erstmals auch für Arbeiter kolletivvertraglich vereinbarte Biennalsprünge. Die Einkommenskurve hingegen wird zu Gunsten jüngerer Beschäftigter abgeflacht.

Den Flexibilisierungswünschen der Unternehmer stehen die Arbeitnehmer-Verhandler durchaus offen gegenüber. "Vernünftige Wünsche werden wir uns anschauen," so Proyer. "Wenn es sich aber dabei nur um Einsparungswünsche handelt, sind wir aber nicht dabei."

Ähnlich formuliert es Metaller-Chef Rudolf Nürnberger in der Gewerkschaftszeitung "Glück auf": "Wenn Betriebe flexible Arbeitszeiten brauchen und wenn das auch den Kolleginnen und Kollegen Vorteile bringt, sind wir die letzten, die das verhindern werden. Und so werden wir auch in diesem Jahr vorgehen."

2,1 Prozent im Vorjahr

Im Vorjahr haben sich die Sozialpartner per 1. November auf eine Erhöhung der Mindestlöhne um 2,1 Prozent, jedoch mindestens um 35 Euro geeinigt. Außerdem wurde eine Verteiloption vereinbart, die den Unternehmen ermöglicht hat, die Löhne nur um 1,8 Prozent anzuheben, wenn zusätzlich 0,6 Prozent für individuelle Lohnerhöhungen verwendet werden. Für das laufende Jahr hat das Wifo eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens in Österreich um 2,7 Prozent prognostiziert.

Trotz der gescheiterten Gewerkschaftsfusion werden Metaller und GPA auch künftig gemeinsam verhandeln. "Bei den KV-Verhandlungen passt kein Löschblatt zwischen GPA und Metaller", so Proyer. (APA)