Wien - Die bevorstehende Novellierung des Hochschülerschaftsgesetzes (HSG) weckt Sorgen bei der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Anders als bei bisherigen Änderungen sei das Bildungsministerium erst in den vergangenen Wochen an die ÖH herangetreten, um etwaige Wünsche zu äußern, meinten die beiden ÖH-Vorsitzenden Barbara Wittinger (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS) und Patrice Fuchs (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ). Mit einem Entwurf sei aber bereits demnächst zu rechnen.

Die ÖH-Chefinnen befürchteten im Gespräch mit der APA unter anderem eine Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft, die Einschränkung oder Abschaffung des allgemeinpolitischen Mandats der ÖH sowie eine Änderung der Verteilung der finanziellen Mittel zwischen Bundesvertretung (BV) und den unteren Ebenen der ÖH (derzeit 30 Prozent zu 70 Prozent) zu Lasten der österreichweiten Studentenvertretung. "Die BV könnte dann zu einem reinen Verwaltungsorgan degradiert werden, das gerade noch ein Wirtschafts- und ein Pressereferat hat", so Wittinger. Auf der Strecke blieben dann etwa das bildungspolitische, das gesellschaftspolitische, das Frauen- und das Sozialreferat.

Wunschzettel

Auf dem Wunschzettel der ÖH für ein neues HSG steht demgegenüber die Einführung des passiven Wahlrechts für ausländische Studenten - derzeit kommt ihnen nur das aktive zu. Weiteres Anliegen der ÖH: Die Einführung eines Reißverschlusssystems auf den Wahllisten für die ÖH-Wahl. Die Plätze sollen demnach wechselweise mit einem Mann und einer Frau besetzt werden. Außerdem wolle man künftig auch die Fachhochschul-Studenten vertreten, so Fuchs. Konkret geregelt werden soll auch die Vertretung der Studenten an den Privatunis, die "derzeit eigentlich nur den ÖH-Beitrag zahlen". So müsse derzeit etwa das Rektorat einer Privatuniversität keine Räumlichkeiten für eine Hochschülerschaft zur Verfügung stellen.

Als Reaktion auf die Organisationsautonomie der Unis, die zum Beispiel ihre Fakultätsgliederungen aufgeben und sich neue Strukturen geben können, fordert die ÖH auch eine Satzungsautonomie der Hochschülerschaften, die laut Gesetz derzeit starr in Studienrichtungs-, Fakultäts- und Universitätsvertretungen gegliedert sind.

Begrüßt wird von Wittinger und Fuchs die Umwandlung der Pädagogischen Akademien (PädAKs) in Pädagogische Hochschulen. Allerdings sollten diese - anders als derzeit geplant - in die Universitäten eingegliedert werden. Sämtliche Lehrer würden dann in diesen Einrichtungen ausgebildet, die Gebäude der derzeitigen PädAks würden dann etwa als Fakultäten oder Institute für bestimmte Ausbildungsbereiche genutzt. Sie verstehe nicht, warum eine Volksschullehrerin derzeit gesellschaftlich weniger hoch stehe als ein Uni-Professor, so Fuchs. Durchaus vorstellbar sei für sie etwa ein System, in dem die Lehramtsausbildung um so länger dauere, je jünger die zu unterrichtenden Kinder sind.

ÖH sucht neue Bleibe

Doch nicht nur das neue HSG beschäftigt die ÖH derzeit. Wegen dem Umbau des Sitzes in der Liechtensteinstraße in Wien-Alsergrund, wo die Studentenvertretung seit Jahren ihren Sitz hat, sucht die Hochschülerschaft einen neuen Sitz. Nach dem Wunsch der beiden ÖH-Vorsitzenden Barbara Wittinger (Grüne und Alternative StudentInnen) und Patrice Fuchs (Verband Sozialistischer StudentInnen) soll das neue Quartier innerhalb des Gürtels und in Nähe der Universität Wien liegen. Der Umzug soll möglichst noch vor Weihnachten vollzogen werden, so die beiden ÖH-Chefinnen gegenüber der APA.

Weitere Voraussetzungen: Anders als die derzeitigen Räumlichkeiten, die in oberen Stockwerken liegen und über keinen Lift verfügen, sollen die neuen ÖH-Einrichtungen behindertengerecht sein. Außerdem soll auch Platz für ein Lager vorhanden sein. (APA)