Im vergangenen Jahr hatten zwei Mediziner behauptet, die vorbeugende Einnahme dieser Polypille bei Menschen ab 55 Jahren könne 88 Prozent der Herzerkrankungen und 80 Prozent der Schlaganfälle verhindern. Die Pille, die aus einem Cholesterinsenker, Folsäure, Aspirin sowie drei Mitteln gegen Bluthochdruck zusammengesetzt ist, soll vor den vier wichtigsten Risikofaktoren für Herzerkrankungen schützen. Den Nutzen der Pille leiteten die beiden Epidemiologen aus der Auswertung mehrerer Metaanalysen ab.
Behandlungsnutzen in der Praxis gering
Ebrahim kritisierte die Schlussfolgerungen als lediglich theoretisch. Der Mediziner hält es für äußerst unwahrscheinlich, dass sich die wohltuenden Effekte der sechs Medikamente auch in der Praxis summieren.
Für den Nutzen etwa von Folsäure oder der Kombination von Aspirin mit den Blutdruck senkenden ACE-Hemmern etwa gebe es nur schwache Hinweise. Zudem zeigen etliche Studien laut Ebrahim übereinstimmend, dass der vorhergesagte Nutzen von Behandlungen in der Praxis stets geringer ausfällt als in der Theorie. Verantwortlich dafür sei, dass sich sowohl Ärzte als auch Patienten oft nicht genau an die Umsetzung hielten.