Kaum eine Branche hat in den letzten Jahren so viel in ihre Informationstechnologie investiert wie die Banken. Versprochen wurde dem Kunden dafür besserer Service, mehr Sicherheit und schnellere Abwicklung.

Dauer bis zu einer Woche

Wie es sich nun aber herausstellt, wird diese Schnelligkeit weiterhin dafür verwendet, um möglichst blitzartig zum Geld des Kunden zu kommen - und es möglichst spät der Zieladresse zufließen zu lassen. Anders ist es nicht zu erklären, dass eine Überweisung zu einer Fremdbank gut und gerne vier Tage, manchmal eine Woche dauern kann. Man fragt sich: Sind da reitende Boten am Werk, mit einem Sack Geld am Sattel?

Die gerne angeführte Erklärung, Geldflüsse zwischen den Banken bedürften eines zeitaufwändigen Clearingsystems, ist in Zeiten von schnellen Datennetzen und Softwareprogrammen, die rund um die Uhr arbeiten, schlicht nicht glaubhaft. Auch das Internetbanking, bei dem Kunden ihre Bankgeschäfte zu Hause vom PC aus erledigen können, wurde mit dem berühmten Mausklick schmackhaft gemacht, der alles sofort und schnell erledigt.

Körberlgeld

Über das Körberlgeld, das sich Institute mit dem systematischen Ausnutzen von Zeitfenstern machen, kann nur spekuliert werden. Bei rund vier Millionen Privatkunden mit zumindest zwei Überweisungen im Monat und einer Überweisungsdauer von zwei Tagen und mehr, dürfte es aber keine Kleinigkeit sein, die da überbleibt - als zinsenloser Kredit an die Banken.

Logistikfirmen wie DHL bieten im Web folgenden Service an: Der Kunde kann sich darüber informieren, wo genau sich sein Paket gerade auf dem Weg zu seiner Zieladresse befindet. So etwas würde man sich auch bei Überweisungen wünschen. Vielleicht kann das mit dem Körberlgeld finanziert werden? (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26.9.2004)