Während der irakische Premier Allawi und US-Präsident Bush den Irak auf dem richtigen Weg sehen, übt John Kerry heftige Kritik
Redaktion
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Washington/New York - Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry hat auf einen gemeinsamen Auftritt des irakischen Premierministers Iyad Allawi und US-Präsident George W. Bush reagiert. Die Wirklichkeit im Irak sehe anders aus als von Allawi und Bush geschildert: "Tatsache ist, dass der CIA, die Reporter und die Soldaten selbst eine andere Geschichte erzählen." Dienstag hatte Bush vom CIA herausgegebene, äußerst negative Szenarios für den Irak mit der Bemerkung relativiert, es handle sich um bloße Einschätzungen. Kerry-Mitarbeiter Joe Lockhart replizierte, Bush sei "losgelöst von der Realität".
Im Rosengarten des Weißen Hauses hatten sich Allawi und Bush am Donnerstag der Presse gestellt und im Gleichklang die Fortschritte gelobt, die man bisher im Irak errungen habe. Beide Politiker betonten noch einmal, man werde im Jänner Wahlen abhalten. Die New York Times nannte Allawis Auftritt "beeindruckend", nur sei vieles von dem, was er gesagt habe, falsch gewesen.
Bush kritisierte Kerry, dessen Kritik an der Irakpolitik könne "den Feind ermutigen". Bush ging sogar so weit, eine Umfrage im Irak zu zitieren, in der 51 Prozent der Irakis erklärt hätten, das Land gehe in die richtige Richtung: "Diese Umfrage war besser als hier in Amerika." In den USA sind laut Gallup-Umfrage nur 41 Prozent dieser Ansicht, 56 glauben, man habe die falsche Richtung eingeschlagen.
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte Donnerstag, Wahlen im Irak würden im Jänner auch dann stattfinden, wenn aufgrund der Gewalttaten in manchen Gebieten nicht gewählt werden könne: "Nichts im Leben ist perfekt".
Bush in Führung
Knapp sechs Wochen vor der Wahl liegt Bush in der Wählergunst nach wie vor deutlich in Führung. In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Agentur AP bekundeten 52 Prozent ihre Unterstützung für Bush, 45 waren für Kerry.
Die Fehlerquote wurde mit drei Prozent angegeben. In einer CBS-Umfrage liegt Bush sogar acht Prozentpunkte vor Kerry. Für den Republikaner wollten 49, für den Demokraten lediglich 41 Prozent der Befragten stimmen.
Bush kann indes auch in seiner Steuerpolitik einen Erfolg für sich verbuchen: Senat und Abgeordnetenhaus verlängerten am späten Donnerstagabend mit großer Mehrheit ein Milliardensteuersenkungspaket, das vor allem der Mittelschicht zugute kommen soll. Die Regelungen, die Erleichterungen von etwa 146 Milliarden Dollar (rund 119 Milliarden Euro) vorsehen, wären ohne die Zustimmung am Jahresende ausgelaufen. (sdr, dpa, Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.9.2004)
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