Den Haag/London - Der Bruder des im Irak entführten
Briten Kenneth Bigley hat den niederländischen EU-Vorsitz um
Vermittlung im Geiseldrama gebeten. Im niederländischen Fernsehen bat
Paul Bigley am Freitagabend den niederländischen Außenminister
Bernard Bot, im arabischen Fernsehsender Al Jazeera die Freilassung
seines Bruders zu fordern. Er zeigte sich sicher, dass ein derartiger
Appell nicht vergebens sein würde. Bot wies die Aufforderung jedoch
mit dem Hinweis zurück, ein solcher Appell würde auf die Entführer
keinen Eindruck machen.
Bigley war am 16. September zusammen mit zwei US-Bürgern in Bagdad
verschleppt worden. Die Gruppe des jordanischen Extremistenführers
Abu Mussab al Zarqawi hatte mit seiner Ermordung gedroht, sollten
nicht alle im Irak inhaftierten Frauen freigelassen werden. Die
beiden Amerikaner wurden inzwischen von den Entführern hingerichtet.
Verkauf an Zarqawi-Gruppe
Ein britischer anglikanischer Geistlicher, der bereits an der
Freilassung von vier westlichen Geiseln im Irak beteiligt war, geht
davon aus, dass Bigley von Kidnappern an Zarqawis Gruppe Tauhid wal
Dschihad verkauft wurde. Die Gruppe habe vermutlich 250.000 Dollar
(204.000 Euro) für den Briten bezahlt, sagte Andrew White, der Leiter
des irakischen Zentrums für Dialog, Versöhnung und Frieden, der
britischen Tageszeitung "Times" (Samstagausgabe). Wie White auf
diesen Betrag kommt, war nicht klar.
Die Überlebenschancen Bigleys seien gering, sagte der Geistliche.
Seine beste Chance auf Freilassung habe er durch einen direkten
Appell eines ranghohen sunnitischen Geistlichen, der hohes Ansehen im
so genannten sunnitischen Dreieck im Irak genieße. Eine Delegation
britischer islamischer Geistlicher wollte sich im Irak um eine
Freilassung Bigleys bemühen. (APA)