Graz - War es nur lautes Pfeifen im finstern Wald oder doch der Beweis wieder gefundenen Selbstbewusstseins? Die nächsten Monate werden zeigen, ob die steirische ÖVP tatsächlich - wie bei ihrem Landesparteitag am Wochenende feierlich demonstriert - ihre Krise gemeistert hat.

Die Partei rückte auf ihrem perfekt gestylten Parteitag im Freizeitzentrum südlich von Graz - im Beisein des Kanzler Wolfgang Schüssel - eng um Parteichefin Waltraud Klasnic zusammen: Die Landeshauptfrau wurde von 98,5 Prozent der 616 Delegierten wieder an die Parteispitze gewählt. Ihre Stellvertreter wie Generalsekretär Reinhold Lopatka erhielten ebenfalls Zustimmungen rund um die 95 Prozent-Marke.

"Ich stelle den Führungsanspruch", sagte Waltraud Klasnic als Replik auf die Ankündigung des SPÖ-Chef Franz Voves, der erklärt hatte, Landeshauptmann werden zu wollen.

Auf die Kritik der SPÖ, das Land sei durch die VP-Krise gelähmt, sagte Klasnic, sie werde sich "die Steiermark nicht schlecht machen lassen. Es geht uns gut".

Die Ursache für die Parteikrise, die Turbulenzen um den Energiekonzern Estag, wurden am Parteitag eher en passant erwähnt. Landesrat Hermann Schützenhöfer sprach von einer "Heimsuchung".

Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema blieb aber aus. Die beiden Zentralfiguren des Konfliktes, der die Partei beinah gespalten hätte, die ehemaligen Landesräte Gerhard Hirschmann und Herbert Paierl, erhielten keine Gelegenheit mehr, vor den Parteimitgliedern das dunkle Kapitel in der jüngsten Parteigeschichte aufzuarbeiten.

Neuen Umfragen zufolge hat sich die ÖVP nach ihrem Abwärtstrend bei 42 Prozent eingependelt, die SPÖ ist auf 38 bis 40 Prozent nahe gerückt. (mue/DER STANDARD, Printausgabe, 27.9.2004)