Sag zum Abschied leise Servus
Jedenfalls stand zu den gescheiterten Verhandlungen zwischen Swisscom und TA in der renommierten "Finanz und Wirtschaft" als Komentar wie folgt zu lesen: "Das verbreitete Gejammer über diese verpasste – angebliche – Chance ist völlig unverständlich. Vielmehr ist Erleichterung angebracht, denn im nachkakanischen Pfründenstadl hätten Alder (der Vorstandsvorsizende der Swisscom, Anm.) & Co. höchstwahrscheinlich viel Geld, Schweiß und Tränen verloren, für herzlich wenig Synergie. Soll Swisscom Milliarden nach Wien pumpen, nebulöser Aussichten auf ein bissl Mobilfunk in Slowenien willen? Deswegen soll TA urplötzlich nicht bloß 11, sondern 16 Euro je Aktie wert sein? Da schrillen doch sämtliche Alarmglocken!"
Die TA ist kein schlechter Betrieb, aber selbst, wenn Swisscom je in den Besitz einer Mehrheit gelangt wäre, hätte sie nie nach Belieben schalten und walten können. Höchst fragwürdig, ob sich die biederen Berner gegen die Parteibüchlinhaber, die Gewerkschafts- und Kammerfunktionäre, gegen unkündbare Beamte, Hof- und andere Unräte sowie das Trommelfeuer der veröffentlichten Meinung durchsetzen hätten können. Vor vielen Jahren hatte die Schweizerische Kreditanstalt (SKA) versucht, die österreichische Creditanstalt zu übernehmen, sich jedoch ziemlich genau wegen der geschilderten Umstände zurückgezogen. Und wie war das 1993 bis 1995 mit Migros und Konsum Österreich?
"Cultural Gap"
Nichts gegen Land und Leute, im Gegenteil, aber als Investitionsstandort erscheint mir Österreich als die charmantere Version Frankreichs. Kulturkonflikte erlebt eben nicht nur, wer in China Fabriken hochzieht. Vielleicht wird ein "Cultural Gap" besonders dann unterschätzt, wenn Nachbarn zusammenspannen wollen. Nichts trennt so sehr wie eine gemeinsame Sprache...
Es erscheint weitaus der Sache dienlicher, Swisscom schütte, meinetwegen fantasielos und unkreativ, saftige Dividenden aus oder kaufe Aktien zurück, als dass im Wachstumsdrang nach Osten Wert vernichtet wird. Swisscom wie auch TA müssen damit leben, dass "Going international" für sie kaum zum Thema wird. Zur Knochenarbeit im Heimmarkt gibt es keine Alternative. Oder wie der Wiener Kult-Rocker Ostbahn-Kurti sang: "Mia san eingsperrt, jeder wo a hingheat, wo ois so is, wia sa se gheat, und sunst is ned vü."
Lieber vor der eigenen Tür kehren
Wie eingangs erwähnt, wirken die Aktivitäten in der Österreichischen Staatsholding ÖIAG alles andere als eines Wirtschafts-Oscars würdig, wohl schon eher als Kandidat für die Goldene Pflaume. Doch dass gerade unter den Eidgenossen eine derartige Polemik, noch dazu aus berufenem Munde, preisgegeben wird, wirkt nicht nur sonderbar, sondern erscheint angesichts einer Pleite wie jener der SwissAir im Jahr 2001 nahezu skurril. Denn selbst die schwierigsten Zeiten der Voest Alpine, Intertrading inklusive, oder auch den ruinösen, von der ÖIAG unabhängigen Wirren um die seinerzeitige Länderbank zu Beginn der 80er Jahre vermochten nicht eine derartige Kapitalvernichtung auszulösen wie jene der zugrunde gegangenen Schweizer Luftfahrtgesellschaft, dem Symbol für Schweizer (Luft-)Überlegenheit schlechthin.
Übrigens: Wenn es nach der "Financial Times" (FT) ginge, müsste sich offensichtlich die Schweiz in Luft auflösen. Denn da stand wiederum zuletzt zu lesen: "Nur die Schweizer glaubten noch an den Erfolg ihrer Eigenständigkeit. Alle anderen hätten eingesehen, dass sich die Schweiz damit selbst zu Grunde richte..."