2005 jährt sich der Geburtstag von Adalbert Stifter zum 200. Mal. Ab dem 28. Jänner, dem Todestag des Literaten und Malers, steht der Böhmerwald ganz im Zeichen seines berühmten Sohnes. Bereits heute, Sonntag, wurde der Adalbert-Stifter-Panoramasteig in St. Stefan am Walde nahe Ulrichsberg eröffnet. Auf der 4,5 Kilometer langen Rundtour werden das Werk und die Heimat des Künstlers vermittelt. "Es handelt sich um den ersten Wanderweg in der Region mit zweisprachigen Informationstafeln", betonte der Biologe Karl Zimmerhackl bei einer Presseführung.

Bei klarem Wetter bietet die Route herrliche Aussichten auf die Mühlviertler Hügellandschaft, die Alpen und auf die Hügelkette des Böhmerwaldes. "Wir finden hier Pflanzen auf den Feldern, die man im Mühlviertel schon selten trifft", so Zimmerhackl, der nicht zuletzt für die Integration einer unberührten Heidefläche in den Rundgang verantwortlich war. "Der junge Stifter hat oft solche Landschaften durchstreift. Seine Wahrnehmungen und Beobachtungen wurden zur Grundlage seines Schaffens." Die Wanderung soll eben auch die Sinne anregen.

Schaubilder geben auf Deutsch und Tschechisch Auskunft über das Leben Stifters. Eine Station ist seiner Tätigkeit als Schulinspektor gewidmet. In einem Stadl wurde eine Klasse von anno dazumal eingerichtet. An einer anderen Stelle wiederum kann man seinen Blick bis Kirchschlag schweifen lassen, wo Stifter zu kuren pflegte. Überliefert sind die Beschwerden des an Ess- und Trunksucht leidenden Dichters über die dortige Bierqualität. "Stifter ist draufgekommen, dass im selben Fass, in dem an einem Tag die Wäsche gewaschen, am anderen gebraut wurde."

Wer mehr über die Essgewohnheiten Stifters erfahren möchte, der zu Mittag ohne weiteres sechs Fische und mehr verdrückte und in einem Jahr 600 Liter Wein konsumierte, hat 2005 praktische Möglichkeiten dazu - in Maßen natürlich. Als Stifterbetriebe gekennzeichnete Gasthäuser im Böhmerwald warten dann mit speziellen Menüs auf. Die Wirte bereiteten sich in Seminaren auf das Jubiläumsjahr vor, wie Christian Eisner vom Restaurant Bergkristall in Schwarzenberg berichtete. "Jeder muss mit der Biografie vertraut sein, Unterlagen und Bücher im Haus haben. Die Speisekarte wird als literarisches Werk gestaltet. Wir bieten auch Wanderungen mit Lesungen an."

Man muss allerdings kein Stifter-Fans sein, um den Böhmerwald zu entdecken. Die Region um Ulrichsberg, wo der Tourismusverband auf Jahrzehnte lange Erfahrung mit Langlauf und Nordic Walking setzt, ist mit dem Fall des Eisernen Vorhangs aus der Ecke gerückt. Immer wichtiger werden Länder verbindende Angebote. "Im Sommer sind die Grenzen für Radler und Fußgänger offen, im Winter wird unser Loipennetz mit dem in Südböhmen und im bayrischen Wald verknüpft. Das ergibt 800 bis 1.000 Kilometer", erzählte Reini List, Geschäftsführer vom Tourismusverband Ulrichsberg. Mit Passau (Deutschland), Krumau (Tschechien) und Linz sind drei Kulturstädte in Tagesausflügen zu erreichen. (apa)