Muster umarmt Erfolsgarant Stefan Koubek.

Pörtschach - Österreichs Daviscup-Team hat in Pörtschach die schwere Hürde Großbritannien gemeistert und spielt auch 2005 in der Weltgruppe mit. Das Interessante beim 3:2-Sieg über Tim Henman und Greg Rusedski war vor allem das Wie: Der Länderkampf wurde wegen des kompletten Ausfalls am Freitag an nur zwei Tagen ausgetragen, was für den Ausgang mitentscheidend war.

Doppel als neue Stärke

Schließlich hat es auch eine entscheidende Rolle gespielt, dass der Jahre lange Schwachpunkt im ÖTV-Team, das Doppel, zu einer Stärke geworden ist. "Unsere zwei Single-Spieler haben sich ausruhen können, es war sicher gescheit, den Alex spielen zu lassen", meinte Neo-Kapitän Thomas Muster. Während Henman und Rusedski als quasi "Zwei-Mann-Team" alle fünf Partien bestreiten mussten, hatte er die Wahl. Und nach der Komprimierung des Programms auf zwei Tage hatte Österreich einen klaren Vorteil. "In die Situation, in der die Engländer jetzt waren, sollte man nicht kommen", so Muster.

Der Klassenerhalt in der Weltgruppe ist für Muster ein wichtiges Mosaik-Steinchen für die Wiederbelebung des Interesses am Tennis: "Wenn man bedenkt, dass Deutschland weiter in der Euro-Afrika-Zone spielt, und wir zählen wieder einmal zu den besten 16 Nationen. Darauf bin ich stolz. Wenn man schaut, was da für Mannschaften dabei sind. Das ist ein Millionensport und wir sind dabei."

Stefan Koubek, der Held

Stefan Koubek, der beide Einzel dank taktisch-spielerischer Topleistungen gewonnen hat, war der Held dieses Relegationsspiels. "Letztes Jahr ist mir hier der Knopf im Daviscup aufgegangen. Damals habe ich super gekämpft und den dritten Punkt geholt. Diesmal habe ich beide Partien unglaublich gespielt, keinen Satz abgegeben, das war einfach perfekt", resümierte Koubek und erinnerte an seinen Fünfsatz-Sieg über Olivier Rochus vor einem Jahr an gleicher Stelle, der die Rückkehr in die Weltgruppe fixiert hatte.

Koubek war begeistert vom Ambiente: "Es waren unglaubliche Emotionen. Jeder Sportler übt seinen Sport aus, damit er vor einem vollen Haus gefeiert werden kann." Verdient, immerhin hat er die Nummer vier der Welt, Henman, sowie den überraschend starken Rusedski geschlagen. "Die haben natürlich den Nachteil gehabt, dass sie in zwei Tagen alle Matches spielen mussten. Das haben wir ausgenützt."

"Es war eine runde Geschichte"

Auch ÖTV-Daviscup-Rekordmann Muster bilanzierte seine Premiere als Kapitän vollauf zufrieden. "Es war eine runde Geschichte. So muss ein Team sein. Stefan hat eine hervorragende Woche gehabt, zu der man ihm gratulieren kann. Er hat keinen Satz verloren. Und Alex und Julian haben ein Doppel gewonnen, mit dem ich am wenigsten gerechnet hab und es ist schön zu wissen, dass man sich auf ein Doppel verlassen kann." Knowle sei nicht umsonst im Wimbledonfinale gestanden. "Und das war ein sehr wichtiger Punkt, sonst wäre es aus gewesen am Nachmittag."

Sein Gefühl auf der Bank? "Ich spiele ja die Partien im Kopf mit. Ich schaue nicht nur zu, ich denk mir was dabei, beruhige den Spieler, baue ihn auf. Die Emotionen sind einfach da. Ich kann nicht rausgehen und spielen, das will ich auch gar nicht. Aber man muss erkennen, wann forcier' ich einen Spieler, wann nicht."

Gute Zusammenarbeit

An der Gefühlslage änderte sich im Vergleich zu aktiven Zeiten nichts. "Ob ich jetzt für ein Team spiele oder arbeite macht für mich keinen Unterschied." Die Zusammenarbeit mit den persönlichen Betreuern, deren Einsatz und Willen zur Zusammenarbeit Muster ausdrücklich lobte, hat bestens geklappt. "Natürlich wird diskutiert, was man besser machen kann, wo Schwächen und Stärken sind. Aber das ist nur positiv, da gibt es keine Animositäten." Muster findet es gut, dass die Betreuer wie Karl-Heinz Wetter und Peter Moshammer dabei sind. "Ich muss ja mit ihnen kommunizieren und kann dadurch auf der Bank besser agieren."

Bis etwa 2:00 Uhr morgens feierte das Team den Aufstieg, am ausgiebigsten Stefan Koubek, der diese Woche auch in seiner alten Heimat Kärnten bleibt. Am Donnerstag wird das nächste Kapitel aufgeschlagen, da folgt die Auslosung für 2005. Musters erster Wunsch: "Ein Heimspiel." (APA)