FM4-Redaktion

derstandard.at/Stefan Prager

Gerätschaften der Moderatoren/Innen.

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13 Uhr, Argentinierstrasse, ORF Funkhaus. FM4 wird im Jänner zehn. Zeit für eine Reportage über den Sender, der für sein Publikum nie ganz erwachsen werden darf. Die Pressebetreuung ist dafür umso ausgereifter. Im Aufzug bereite ich mich auf eine Reportage vor, da weiß ich noch nicht, dass mir ein Redaktionsmarathon in neun Etappen, oder besser gesagt, die Tour de FM4, bevorsteht. In freundlicher Begleitung von Jenny Blochberger, zuständig für die Presse bei FM4 geht es auf zur ersten Etappe ...

Etappe 1: English Department

Die Koordination der englischsprachigen Beiträge übernimmt Jill Zobel. Seit der Gründung von Blue Danube Radio 1979 ist sie als Produzentin und Moderatorin aktueller Magazine tätig. Wochentags liegt dabei das Hauptaugenmerk auf der Mittagsshow Reality Check, die laut Zobel "very up to date" ist. Samstags geht die Ausgabe dann etwas tiefer auf eine aktuelle Thematik ein. Zobels Team setzt sich aus Leuten aus nahezu allen englischsprachigen Ländern der Welt zusammen.

Etappe 2: Wortredaktion

"Der hohe Wortanteil unterscheidet FM4 von klassischen Kommerzanbietern", erfahre ich vom "Herrn des Wortes" Martin Pieper. Der Chefredakteur, wie er sich selbst gern bezeichnet, stellt die zentrale Anlaufstelle für Ideen der Redakteure dar, hält aber auch Kontakt zu allen anderen Abteilungen. Er plant und koordiniert inhaltliche Dinge, selektiert aber auch die Beiträge der Mitarbeiter, entscheidet quasi über gut und böse. "Ab und zu darf ich auch moderieren", meint er augenzwinkernd. Wahrscheinlich wenn er nicht zu böse war.

Etappe 3: Musikredaktion

In den heiligen Hallen der Musikredaktion regiert Marcus Wagner-Lapierre alias DJ Makossa. Der international renommierte DJ, von Anfang an Musikchef bei FM4 relativiert aber schnell. "Als Halle würde ich das nicht bezeichnen, aber zuvor hatten wir ein Kammerl ohne Fenster und Tageslicht." Zuständig sind Wagner und seine drei Kollegen Michael Fliegl, Andreas Ederer und Boris Jordan, er kommuniziert mit den Plattenfirmen, für die komplette Sendefläche außer den Spezialsendungen. Sie checken die Neuheiten, verwalten das Archiv, das momentan gut 8000 Titel umfasst und laut Wagner dringend einer Inventur bedarf, und geben den Plattenfirmen das benötigte Feedback.

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Außerdem gestaltet die Musikredaktion die FM4 eigenen Compilations wie die "Soundselection" und den "Sunny Side up"-Sampler. "Wir sind bemüht Trends zu setzen und nicht auf gegebene Trends aufzuspringen. Dies wird aber in Zeiten, wo sich die Grenzen zwischen Mainstream und Underground immer mehr auflösen zunehmend schwieriger", meint Wagner. Doch gelingt es anscheinend ganz gut, so war FM4 der erste Sender auf dem beispielsweise Bands wie "Franz Ferdinand" und "Wir sind Helden" zu hören waren.

Anschließend geht es weiter zu Stefan Trischler, der gemeinsam mit Clemens Fantur alias Manuva vom Innsbrucker HipHop Duo "Total Chaos" den FM4 Soundpark betreut. Der Soundpark ist eine Internet- und On-Air-Plattform für neue Sounds aus Österreich. Quer durch das FM4-Programm erhalten österreichische Acts Airplay. Vor kurzem wurde der Soundpark in der Kategorie Cross-Media mit dem "Prix Italia" ausgezeichnet, das freut Trischler ganz besonders und sicher auch die 2800 Artists die momentan online sind. Im Rahmen einer Aktion des Soundparks war kürzlich auch Louie Austen im FM4-Studio um Vocals aufzunehmen. Auf seinem nächsten Album werden Soundparkartists die Möglichkeit haben Tracks zu produzieren. Die letztendliche Entscheidungsgewalt liegt aber bei Austen und dessen Plattenfirma.

Etappe 4: Internetredaktion

Die FM4-Homepage wird von der Internetabteilung, unter der Leitung von Ute Hölzl betreut. Die sieben Mitglieder koordinieren die Inhalte und betreuen das Hostnetwork das momentan über 20 Hosts umfasst. Die Community erhält von Hölzl ein besonders Lob. Das Diskussionsniveau hebt sie besonders hervor, denn die Postings zu den diversen Artikeln geben erst Stoff für Diskussionen. Das Anbringen neuer Wörter ist ihr ein Anliegen, aber stachanowistisch konnte ich leider nicht einbauen, sorry.

Etappe 5: Boxenstopp bei Stefan Pollach, Chef vom Dienst

Er gibt einem meist halbfertigen Programm den nötigen Feinschliff, koordiniert die Inhalte der einzelnen Formate und stellt die zentrale Anlauffigur für alle Redakteure dar. Für den Fall, dass beispielsweise der Papst stirbt gibt es einen acht Punkte umfassenden Notfallplan, meist helfen dann aber Ö3 beziehungsweise Ö1 mit Beiträgen aus.

Chef vom Dienst Stefan Pollach.
Foto: derstandard.at/Stefan Prager

Weiter geht es ins Studio zu Claudia Unterweger ...

Etappe 6: Connected mit Claudia Unterweger und Superpunk

Superpunk sind zu Gast im Studio bei Claudia Unterweger. In den Off-Air-Phasen unterhält sich die Band sichtlich amüsiert über österreichischen Fußball.

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Unterweger kam 2000 zu FM4. Zuvor war sie unter anderem als Campingplatzbuffetkraft tätig. Nach einem "faden" Studium gelangte sie über Umwege zu Radio Orange. Dann ein kurzes Intermezzo bei der ORF-Mittelwelle und Antenne Wien, schließlich FM4, wo sie Connected und Update moderiert. Laut Persönlichkeitstest entspreche sie eher dem Typ Buchhalter, entscheidet aber meist nach spontanem Bauchgefühl. Zurückzuführen sei das auf ihr Sternzeichen, sagt sie (Widder mit Aszendent Jungfrau).

Etappe 7: Was macht man als Producer der Morningshow? Rainer Springenschmid hat die Antwort

"In ihrem Charakter als Personalityshow, fällt die Morningshow etwas aus dem Konzept von FM4", sagt Rainer Springenschmid. Hier stehen die Moderatoren Stuart Freeman, Duncan Larcin und John Megill im Mittelpunkt. Täglich wird in einer Sitzung der Inhalt für den nächsten Tag besprochen. An diesem Nachmittag testet Springenschmied ein Quiz über "The Clash", kommt aber zu dem Schluss, dass er für die Hörer zu schwer sein wird. Aber selbst Springenschmid, ein alter Punker, würde sich den Quiz nicht zumuten.

Etappe 8: Das magische Dreieck

Das Gesamtpaket des Senders wäre natürlich qualitativ nicht so gut, wären da nicht auch die fleißigen Heinzelmännchen im Hintergrund. Die Abteilungen Programmgestaltung, Marketing und Produktion spielen hierbei eine wichtige Rolle. Leiter der Programmgestaltung ist Hannes Duscher. Hier finden sich die ideenreichen Creatives, vorwiegend Kabarettisten wie ich mir sagen lasse, die zum Beispiel Slogans wie "Wir spielen FM4 Musik" und Promos und Jingles für Eigen- aber auch Fremdveranstaltungen wie das "Aerodrome Festival" entwerfen.

"Soll ich so ausschauen, als ob ich was hackeln würd?", Hannes Duscher, Leiter der Programmgestaltung.
Foto: derStandard.at/Stefan Prager

Der Marketingabteilung wiederum steht Gregor Almassy vor. Die Abteilung ist für Dinge wie Sales, Eigen- und Partnervermarktung und Merchandising zuständig. Werbung im klassischen Sinn wird allerdings nicht betrieben, das ist Sache der ORF Enterprise. Prinzipielle Aufgabe ist das Management der genannten Dinge. Damit FM4 so klingt wie es On Air klingt, zeichnet sich die Produktion – alle Mitarbeiter haben einen musikalischen Background – verantwortlich. Matthias Schönauer alias DJ Functionist und seine Mitarbeiter setzen die Ideen der Programmgestaltung akustisch um. "Die Produktion ist eine Splittergruppe der PGS und umgekehrt", sagt Rudi Ortner, "quasi live, unterstützen wir die Moderatoren während den Sendungen."

Etappe 9: Traffic & Continuity

Verantwortlicher für diesen Bereich ist Martin Blumenau, einer der Gründer und ein Urgestein bei FM4. Er macht "halt so Sachen", sagt er. Blumenau erfüllt eine Drehscheibenfunktion, er ist verantwortlich für den internen Informationsaustausch und die langfristige Planung der Inhalte. Über ein Praktikum bei der "Presse" kam "1800irgendwann" (Blumenau) in die Medien. Danach war er für mehrere Musikmagazine tätig und gelangte über die AZ und den Kurier zu Ö3, wo er unter anderem als Redakteur für die Musicbox tätig war. Neben seiner Koordinationstätigkeit moderiert er die kontroversen Programme Zimmerservice und Bonustrack, wo er sich des öfteren verbale Scharmützel mit Hörern liefert. Nicht zu vergessen ist auch, dass er sich mit Hilfe zweier Kolleginnen um das FM4 Hörerservice kümmert.

16 Uhr. Nach drei Stunden Zieleinlauf bei der "Tour de FM4". Wie schon gesagt, im Jänner wird FM4 zehn Jahre alt, beim alljährlichen FM4-Fest in der Wiener Arena wird man diesen Anlass gebührend feiern.