Jobabbau, Einschnitte in Filialnetz und Beteiligungen sollen die Talfahrt des deutschen Handelsriesen stoppen. Der Aufsichtsratschef der Karstadt Quelle AG, Thomas Middelhoff, hat die rund 100.000 Mitarbeiter bereits vor der Entscheidung über das Sanierungskonzept auf Opfer eingestimmt.
"Es geht ums Überleben", sagte er bereits am Wochenende im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung von Montagabend, in der Einzelheiten des Konzeptes beraten wurden.
Fachmarktkette muss weg
KarstadtQuelle wird sich nach Informationen der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) von seinen Fachmarktketten zurückziehen. Sinn-Leffers, der Modediscounter Wehmeyer, der Schuhanbieter Runners Point und das Spezialgeschäft Golf House stünden zum Verkauf, berichtet das in Essen erscheinende Blatt am Dienstag. Allein auf diesem Wege trenne sich Karstadt von mehreren tausend Mitarbeitern.
Der Aufsichtsrat des angeschlagenen Konzerns hatte am Montagabend dem vom Vorstand erarbeiteten Programm zur Neuausrichtung des Konzerns zugestimmt. Das Paket sieht im Wesentlichen die Konzentration auf das Kerngeschäft, die Trennung von Randaktivitäten und die Stärkung von Wachstumsbereichen vor.
Geldspritze nötig
Die Kreditgeber Deutsche Bank und Commerzbank verlangen laut Financial Times Deutschland vom neuen Konzernchef Christoph Achenbach drastischere Sparmaßnahmen als bisher geplant. Zudem seien deutliche Wertberichtigungen vorgesehen, die mit einer Kapitalerhöhung aufgefangen werden sollten.
Laut Middelhoff ist die Lage in allen drei Kernbereichen (Versand- und stationärer Handel sowie Dienstleistungen) "sehr ernst". Alles, was nicht Stammgeschäft sei, stehe zur Disposition. Middelhoff forderte "einen echten Solidarpakt von Mitarbeitern, Führungskräften, Gesellschaftern und Banken".
"Schmerzhaften Personalabbau"
Auch der Versandhandel von Neckermann und Quelle müsse sich auf "schmerzhaften Personalabbau" einstellen. Allein bei den Warenhäusern sollen 6000 Jobs gefährdet sein; neben Kündigungen sind Ausgliederungen und Verkäufe angedacht.
Österreich-Tochter nicht betroffen
Laut Betriebsratschef Felix Hinterwirth sei die Österreich-Tochter "von den Sparplänen nicht betroffen." Quelle Österreich stehe weit besser da als die Mutter, zumal es in Österreich keine Karstadt-Käufhäuser gebe, die im Konzern primär auf dem Prüfstand stünden.