Laut Behörden ertranken in der vom Tropenstrum am schwersten betroffenen Stadt allein 1.500 Menschen - Florida setzt Aufräumaktion nach "Jeanne" fort
Redaktion
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Washington/Miami/Gonaïves - Zehn Tage nach dem Durchzug
des Tropensturms "Jeanne" im Karibikstaat Haiti rechnen die Behörden
allein in der am schwersten betroffenen Stadt Gonaives mit mehr als
2.000 Toten. 1.500 ertranken in den Schlamm- und Wassermassen in
Folge des Sturms, fast tausend gelten noch als vermisst. In dem
ebenfalls von "Jeanne" heimgesuchten US-Bundesstaat Florida wurde am
Dienstag eine der umfangreichsten Aufräumarbeiten in der
US-Geschichte fortgesetzt. US-Präsident Bush beantragte vor dem
US-Kongress insgesamt 12,2 Milliarden Dollar (9,9 Milliarden Euro)
Hilfsgelder für die Hurrikan-Opfer in Florida.
Hilfskonvois
In Gonaives im Norden Haitis drohte die katastrophale Lage der
200.000 bis 250.000 Einwohner immer mehr zu eskalieren; Hilfskonvois
werden von den hungernden und verzweifelten Menschen angegriffen und
geplündert. Mehrere Dutzend mit Eisenstangen bewaffnete junge
Menschen mussten am Montag von Soldaten der UN-Stabilisierungsmission
in Haiti (MINUSTAH) mit Warnschüssen und Tränengas von zwei Lastwagen
mit Hilfsgütern vertrieben werden.
Obdachlos
Tausende von Menschen in der Stadt sind obdachlos; einige hundert
schlugen in einer Kathedrale ihr Notquartier auf. Die
Gesundheitsbehörden befürchten den Ausbruch von Seuchen wie Durchfall
und Typhus. Immer mehr Tote mussten in Massengräbern beigesetzt
werden. Der haitianische Ministerpräsident Gerard Latortue hatte
bereits am Sonntag Evakuierungen in Aussicht gestellt, damit die
Häuser gereinigt und desinfiziert werden könnten.
Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS),
Miguel Angel Rodriguez, appellierte bei der Jahreskonferenz der
Panamerikanische Hilfsorganisation (PAHO) in Washington eindringlich
an die amerikanischen Staaten, mehr für Haiti zu tun. "Wir können
diesen Menschen gegenüber nicht gleichgültig sein", sagte er. Die
Situation des Landes sei eine "gigantische Herausforderung für das
soziale Gewissen Amerikas". Der Vatikan kündigte eine Spende in Höhe
von über 80.000 Euro für Haiti an. Kolumbien wollte 25 Tonnen
Hilfsgüter wie Lebensmittel und Medikamente nach Haiti und auf die
Karibikinsel Grenada schicken.
Florida setzt Aufräumaktion fort
Nach Florida wurden offiziellen Angaben zufolge weitere 5.000
Rettungskräfte gesendet, um die dort bereits anwesenden Tausendschaft
von Polizisten, Gesundheitsexperten und anderen Hilfskräften zu
unterstützen. Mehr als 40.000 Menschen in dem US-Bundesstaat leben
derzeit in Notunterkünften. Das Nationale Hurrikan-Zentrum stufte
"Jeanne" am späten Montag zum tropischen Tief ab, warnte aber
gleichzeitig, dass der Sturm in Teilen der US-Bundesstaaten North
Carolina und Georgia Tornados auslösen könnte.
US-Präsident Bush erhöhte seinen Antrag auf Sturmhilfe vor dem
US-Kongress am Montag um 7,1 Milliarden Dollar. Die Anfrage war die
dritte innerhalb weniger Wochen und umfasst nun insgesamt 12,2
Milliarden Dollar. Bei den bevorstehenden US-Wahlen im November gilt
Florida wie vor vier Jahren als Schlüsselstaat und wird von
Republikanern und Demokraten besonders umworben. Nach der Einstufung
als Katastrophengebiet haben 19 Regierungsbezirke in Südflorida
Anspruch auf Bundesgelder. Hilfe kann unter anderem beantragt werden
für die Kosten vorübergehender Unterkünfte oder für
Reparaturarbeiten. Auch zinsgünstige Darlehen zur Neuanschaffung von
zerstörten Gütern werden genehmigt. Die versicherten Schäden durch die vier Hurrikane in Florida in
nur sechs werden von der US-Agentur Risk Management Solutions auf 25
Milliarden Dollar geschätzt. Vier bis acht Milliarden Dollar rühren
demnach von "Jeanne". Der Rest geht auf die voran gegangenen
Wirbelstürme "Charley", "Frances" und "Ivan" zurück. (APA/AFP)
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