Innsbruck - Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer, der sich eine Abschaffung des Zölibats vorstellen kann, bekommt Unterstützung von einem prominenten Tiroler Theologen.

Jozef Niewadomski, Dogmatiker wie Scheuer, hält im STANDARD-Gespräch die Überlegungen des Bischofs für einen "Anregung für das nächste Pontifikat".

"Es wird ja gern vergessen, dass es innerhalb der katholischen Kirche seit langem verheiratete Priester gibt: In der Ostkirche, in der Ukraine und in Südpolen, gibt es kein Pflichtzölibat", sagt Niewadomski, der selbst aus der Diözese Lublin stammt. Lokalkirchen

Der Dogmatiker erinnert daran, dass unter Papst Paul VI ernsthaft über eine Abschaffung des Zölibats für die Kirche Lateinamerikas diskutiert worden sei. Es sei also sehr wohl möglich, diese Frage unterschiedlich für einzelne Lokalkirchen zu regeln.

Allerdings warnt Niewadomski davor, in der Abschaffung des Zölibates eine schnelle Lösung für die aktuelle Kirchenkrise zu sehen. Wohlwollen

Scheuers Zölibats-Aussagen werden auch innerhalb der Tiroler Diözese wohlwollend aufgenommen. In der Pressestelle des Diözese werden fast nur zustimmende Reaktionen verzeichnet. Nur in der ORF-Publikumssendung "Hallo Tirol" waren einige anbelehnende Stimmen zu hören. Die in Tirol aktive Plattform "Wir sind Kirche" begrüßt Scheuers Äußerung: "Damit könnte endlich ein öffentliches Nachdenken innerhalb der Kirche eingeleitet werden."

Keine Reaktionen liegen vorerst von anderen österreichischen Bischöfen vor. (bs/DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2004)