Bagdad/Paris - Angesichts der anhaltenden Gewalt im Irak hat der jordanische König Abdullah davon abgeraten, die für Jänner geplanten Wahlen abzuhalten. Sollten die Wahlen inmitten des derzeitigen Chaos stattfinden, könnten Extremisten als Sieger hervorgehen, sagte Abdullah, der als stärkster Verbündeter der USA im Nahen Osten gilt, am Dienstag der französischen Tageszeitung Le Figaro.

Es erscheine ihm "unmöglich", in diesem Chaos Wahlen zu organisieren, sagte Abdullah. Die am besten organisierte Fraktion werde die der Rebellen sein und das Ergebnis werde das widerspiegeln.

Er warnte davor, lediglich in den friedlichen Teilen des Irak Wahlen abzuhalten, weil dadurch die sunnitische Bevölkerungsminderheit ausgeschlossen werde. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte vorige Woche hingegen gemeint, dass Wahlen nicht notwendigerweise im ganzen Irak stattfinden müssten, wenn in manchen Teilen die Gewalt zu groß sei. US-Außenminister Colin Powell hatte zuletzt eingeräumt, der sich verstärkende Aufruhr bedrohe die Wahlen. Zuvor hatte Powell in Aussicht gestellt, bis zum Wahltermin werde es im Irak mehr Sicherheit geben.

König Abdullah merkte im Interview auch an, größter Fehler der USA im Irak sei es gewesen, die alte Armee von Saddam Hussein aufzulösen und damit ein Sicherheitsvakuum heraufzubeschwören. (Reuters, dpa, AFP, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2004)