Margit Wiener Nach einem Tag in der ecuadorianischen Metropole mit uralten Bussen und Lastwagen, die mühsam und unter Produktion schwärzester Abgase und entsprechenden Lärms die Straßen entlangknattern, nach der stechenden Äquatorsonne, die gerne Sonnenbrände auf der Kopfhaut erzeugt, und nach der Kurzatmigkeit, die sich auf 2800 m Seehöhe zumindest anfangs zwangsläufig einstellt, sehnt sich der europäische Tourist im allgemeinen nach einem Hort der Ruhe. Wer internationalen – und anonymen – First-Class-Standard bevorzugt, wird sich beispielsweise im Hotel Oro Verde um teures Geld einquartieren. Sozusagen gleich ums Eck, ebenfalls im neuen Stadtteil Quitos gelegen, gibt’s aber eine kleine, feine Alternative: Das Hostal Santa Barbara hat zwar keinen Swimmingpool und auch keine Klimaanlage, kann dafür aber mit familiärer Atmosphäre in einer liebevoll restaurierten Villa im Kolonialstil aufwarten. Das Gebäude war einst Familiensitz des ecuadorianischen Botschafters in Mexiko, erzählt der jetzige Hausherr. Mauro Ficarelli, gebürtiger Italiener und in der Entwicklungsarbeit tätiger Geologe, kam vor rund zehn Jahren nach Ecuador, um an der Universität von Cuenca Mineralogie zu unterrichten. Als man ihn zu einem Job in einem bolivianischen Bergwerk auf über 4000 m Seehöhe abkommandieren wollte, entschied er sich, den Beruf zu wechseln. Und das neue Metier liegt ihm sichtlich: In eineinhalbjähriger Renovierungsarbeit baute der Padrone den vormaligen Familiensitz mit viel Geschmack und Liebe zum Detail in eine komfortable Herberge und Oase der Ruhe um. In der Eingangshalle des Hostals wird man in den kühlen Andennächten vom wärmenden Kaminfeuer empfangen, dann begibt man sich über eine schöne Holztreppe in eines der 17 Zimmer, die rund um das Atrium im ersten und zweiten Stock des Gebäudes angesiedelt sind. Auch hier gepflegte Parkettböden, von einheimischen Handwerkern gefertigte Betten aus dunklem Holz, angenehm helle Beleuchtung: insgesamt die reduzierte, unaufdringliche Einrichtung eines Vier-Sterne-Hauses. Im Restaurant bietet man neben Pastagerichten aus der Heimat des Hausherrn natürlich auch ecuadorianische Küche: wie Locro de Papas, eine nahrhafte Erdäpfelsuppe mit Avocados und Gelbwurz, oder köstliche Camarones (Garnelen) mit viel Knoblauch. Ein Notstromaggregat versorgt das vor vier Jahren eröffnete Hotel auch bei den in Ecuador häufig vorkommenden Stromausfällen mit Energie. Für die nächste Zukunft ist ein Zubau geplant, der die Zimmerkapazität verdoppeln soll. Die Mehrzahl der Gäste sind Geschäftsreisende, die sich oft für längere Zeit einmieten: Vom Flughafen liegt das Hostal knappe 20 Autominuten entfernt. • © 1997 DER STANDARD Automatically processed by COMLAB NewsMaker