Der Kabarettist und Schauspieler Alfred Dorfer im AudiMax.

Foto: Hubert Mican

Bild nicht mehr verfügbar.

Alfred Dorfer bei der Demonstration am 11. Oktober 2000. Damals protestierten tausende SchülerInnen und Studierende am Wiener Ballhausplatz gegen die von der Regierung beschlossene Einführung von Studiengebühren.

Foto: APA/Hans Klaus Techt
Dass Alfred Dorfer gerne und oft im AudiMax auftritt, ist inzwischen bekannt. Weniger bekannt ist allerdings, dass sich der Kabarettist auch außerhalb seines Berufs bildungspolitisch engagiert. Im Interview mit derStandard.at/Uni erinnert sich Alfred Dorfer an sein eigenes Studium und an das AudiMax von damals, kritisiert die Bildungspolitik der Bundesregierung und erzählt, was er tun würde, hätte er in der Bildungspolitik ein Wörtchen mitzureden. Das Gespräch führten Sonja Fercher und Anita Zielina.

* * *

derStandard.at/Uni: In einem Deiner kommenden Donnerstalks soll es die "Expedition AudiMax" geben. Es zieht dich offenbar immer wieder in diesen Hörsaal. Was ist so besonders dort?

Alfred Dorfer: Mich fasziniert dieses Zimmer, räumlich und atmosphärisch. Das uns betreuende Team um Frau Kettner (Mitarbeiterin der Verwaltung der Uni Wien, Anm.) ist großartig. Es ist wie eine Art Verwandtschaft, nur eine, die man sich ausgesucht hat.

derStandard.at/Uni: Ist es ein anderes Gefühl, vor einem sehr studentischen Publikum aufzutreten?

Alfred Dorfer: Man hat den Eindruck nicht auf Kulturkonsumenten, sondern auf ein interessiertes Publikum zu treffen. Ein entsteht das Gefühl von gegenseitigem Verständnis, das hoffentlich nicht meinem Wunschdenken entspringt.

derStandard.at/Uni: Du hast ja selber Germanistik und Theaterwissenschaft studiert. Wie viele Vorlesungen hast Du eigentlich während Deines Studiums im AudiMax besucht?

Alfred Dorfer: Die Hauptvorlesungen für Theaterwissenschaft (Theatergeschichte) fanden immer dort statt, meist um acht Uhr sine tempore, dreimal die Woche. Rein biorhythmisch konnte ich da das Audimax nicht wahrnehmen, kennengelernt hab ich es dann bei Philosophievorlesungen, die nachmittags abgehalten wurden. Als Ergänzung erinnere ich mich noch an Germanistikvorlesungen, die, obwohl an der Uni stattfindend, gymnasialen Charakter hatten.

derStandard.at/Uni: Hast du selber besondere Erinnerungen an das Audimax während Deiner Studienzeit?

Alfred Dorfer: Das Audimax war für mich der Inbegriff des Studiums, scheinbar unveränderlich, irgendwie gemütlich abgefuckt und doch ehrwürdig.

derStandard.at/Uni: Warst du ein braver Student? Warst Du damals eigentlich schon auf StudentInnendemos?

Alfred Dorfer: Natürlich war ich auf Studentendemos und daher ein braver Student.

derStandard.at: Hattest Du einen Professor oder eine Professorin, die Du in besonders guter Erinnerung hast? Warum war er oder sie so gut?

Alfred Dorfer: Stefanek, Greisenegger auf der Theaterwissenschaft, die Kombination aus nicht überheblicher Kompetenz und Verständnis für die Hörerschaft war beeindruckend.

derStandard.at/Uni: Bereust du, dass du das Studium nicht abgeschlossen hast?

Alfred Dorfer: Das schwankt, im Grunde wäre ein Abschluß aber eher symbolisch. Verstärkt wird all das durch den Umstand, dass ich mich jetzt für eine andere Studienrichtung entscheiden würde (Medizin).

derStandard.at/Uni: Du hast kurz vor der Dissertation abgebrochen. Was wäre eigentlich das Thema Deiner Dissertation gewesen?

Alfred Dorfer: Nachkriegskabarett in Wien.

derStandard.at/Uni: Wie ist es eigentlich damals dazu gekommen, so knapp vor dem Ziel das Handtuch zu werfen?

Alfred Dorfer: Ich hatte bereits ein fertiges Studium (Schauspiel), langsam kamen die Engagements, also eine Zeit- und Prioritätenfrage.

derStandard.at/Uni: Du hast kurz nach Einführung der Studiengebühren gesagt, für die damalige Leistung der Unis etwas zahlen zu müssen, sei "ein Witz". Immer noch derselben Meinung?

Alfred Dorfer: Gebühren für etwas zu verlangen, das bisher gratis war und in der Folge trotz Gebühren keine höheren Standards bieten zu können, halte ich immer noch für moralisch bedenklich. Sparen im Bildungssektor ist Sparen an der Zukunft.

derStandard.at/Uni: Wie müsste die Uni aussehen, bei der du Studiengebühren befürworten würdest?

Alfred Dorfer: Ich halte Studiengebühren grundsätzlich für ein falsches Signal, daher gibt es diese Uni nicht.

derStandard.at/Uni: Ministerin Gehrer hat vor kurzem Eliteunis ins Gespräch gebracht. Was hältst Du von der Idee, eine solche Uni in Österreich zu gründen?

Alfred Dorfer: Der Gedanke ist weder neu noch von Frau Gehrer. Wenn eine Internationale Eliteuni als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zum übrigen akademische Angebot etablierbar ist, wäre das ok.

derStandard.at/Uni: Wie stehst Du zu so genannten "Orchideenfächern"?

Alfred Dorfer: Die Grundfrage ist, ob der Wert eines Studiums primär nach der ökonomischen Applikation bewertet wird, was nicht meine Ansicht ist.

derStandard.at/Uni: Wenn du in Österreichs Bildungspolitik etwas zu sagen hättest, was würdest du als erstes ändern?

Alfred Dorfer: Unabhängigkeit der Bildung von der Politik, drastische Budgeterhöhung, Verbesserung der Raumsituation, Erhöhung der Attraktivität und damit der Akademikerquote, Abschaffung der Studiengebühren. Klingt jetzt alles ein bißchen nach Schlagworten, oder?

derStandard.at/Uni: Alfred Dorfer als Bildungsminister – werden wir das noch erleben?

Alfred Dorfer: Wie kommt Ihr drauf, wegen der Phrasen auf die letzte Frage? Die Antwort ist: "Nein".

derStandard.at/Uni: Was würdest Du von der Idee halten, eine Fachhochschule für KabarettistInnen zu gründen?

Alfred Dorfer: Perfekt, solange ich dort nicht unterrichten muß.

derStandard.at/Uni: Wie wird man KabarettistIn – ist ein Studium da überhaupt sinnvoll?

Alfred Dorfer: Einige Dinge, die man als KabarettistIn mitbringen muß, können im Schauspielstudium erworben werden. Der Autorenteil ist learning by doing und der Rest eine Frage des Selbstvertrauens und der Erfahrung. Die ständige Wachsamkeit und die grundsätzliche Achtung vor den Rezipienten ist nicht Teil eines Studiums und wird gerne ein bißchen pejorativ als "autodidakt" bezeichnet.