London - Britische Ärzte haben vor einem Gericht in
London um Erlaubnis gebeten, ein vor elf Monaten geborenes Frühchen
sterben lassen zu dürfen. Das Leben der mit einem Geburtsgewicht von
nur 450 Gramm und einer Größe von 13 Zentimetern drei Monate zu früh
geborenen Charlotte bestehe nur aus Schmerz und Leid, berichteten die
behandelnden Mediziner am Donnerstag vor dem Londoner High Court. Es
wäre "unerträglich", das Kind durch riesigen medizinischen Aufwand
weiter am Leben zu halten, sagten die Anwälte des
St.-Mary's-Krankenhauses im südenglischen Portsmouth.
Das Baby hat Herz- und Lungenprobleme und musste bereits drei Mal
wiederbelebt werden, nachdem seine Atmung ausgesetzt hatte. Ein
Berater des Krankenhauses erklärte vor Gericht, es wäre "sinnlos und
deshalb unerträglich", Charlotte noch ein viertes Mal ins Leben
zurückzuholen.
Eltern lehnen ab
Die Krankenhausbetreiber hatten beantragt, das Kind im Falle eines
erneuten Atem- oder Herzstillstands nicht noch einmal wiederbeleben
zu müssen. Die streng christlichen Eltern des Mädchens, Debbie und
Darren Wyatt, lehnen dies ab und fordern, die medizinische Versorgung
müsse wie bisher fortgesetzt werden, obwohl das Kind allen
Ärzte-Prognosen zufolge keine langfristigen Überlebenschancen hat und
das Krankenhaus während seines kurzen Lebens niemals verlassen können
wird.
Eine Einigung zwischen den Ärzten und den Eltern sei wegen der
völlig entgegengesetzten Standpunkte unmöglich, sagte Klinik-Anwalt
David Lock. Dem Gericht komme jetzt die "nicht beneidenswerte
Aufgabe" zu, zu entscheiden, was im Interesse des Kindes sei. (APA)