Wien - Die heimischen Handwerks- und Gewerbebetriebe, Arbeitgeber von 600.000 Österreichern, dürfen sich im dritten Quartal des laufenden Jahres über eine deutlich bessere Konjunktur freuen und in den kommenden Monaten eine weitere positive Entwicklung erwarten.

Um fünf Prozent mehr Aufträge

In der investitionsgüternahen Produktion hat der Auftragsbestand um fünf Prozent zugelegt, eine Trendwende meldet die KMU Forschung aus dem konsumnahen Bereich. Erbitterung herrscht dagegen über die per heute, Anfang Oktober beginnende Welle von Strompreiserhöhungen.

Der Obmann der Bundesparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Georg Toifl, bezeichnete die bisherige Liberalisierung des Strommarkts als "völlige Enttäuschung". Sie sei in den versprochenen Preissenkungseffekten sowie in den faktischen Wahlmöglichkeiten für die Betriebe praktisch "nicht mehr existent".

Anhand einer Reihe von Einzelbeispielen übte Toifl scharfe Kritik an den Energieversorgern und ließ auch Stromregulator Walter Boltz nicht ungeschoren. Nach Darstellung der Sparte sind die teuren Energiepreise drauf und dran, die Effekte des Konjunkturaufschwungs wieder aufzufressen.

Absprachen vermutet

Toifl vermutet Verabredungen bei den Stromversorgern - freilich kaum welche nach dem Muster des von der EU geahndeten "Lombard-Klubs" der Banken: "Die Verschränkungen in der E-Wirtschaft sind so groß, dass es völlig ausreicht, in den Aufsichtsräten ein bisschen intensiver miteinander zu reden." Die E-Control könne sich nicht entsprechend durchsetzen: "Die Macht der Energieversorger ist so groß, dass der Regulator es bisher nicht zustande gebracht hat, im Durchleitungsbereich Entscheidendes zu verändern."

Überhöhte Netztarife

Konkret verlangt die Sparte eine Senkung der Netztarife um jedenfalls mehr als 10 Prozent, mehr Transparenz in der Preisgestaltung und Kostenentlastungen bei den Zuschlägen für die Ökostrom-Förderung. Für die Gewerbebetriebe seien die Netztarife die höchsten in ganz Europa, hieß es. Da der österreichische Strom zu 70 Prozent aus der Wasserkraft komme, sei aber auch nicht einzusehen, warum die Versorger die Arbeitspreise um zehn Prozent erhöhten.

Die Adressaten der Gewerbe-Aussagen vom Freitag waren aber nicht nur Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) und Boltz, sondern auch die Tarifpartner von den Gewerkschaften: Angesichts der Verteuerung der Energie seien keine "Spielräume" da, bei der kommenden Lohnrunde sei daher seitens der Arbeitnehmer "Zurückhaltung angemessen", sagte Walter Bornett, Chef der KMU-Forschung der WKÖ.

Bessere Stimmung in Gewerbe und Handwerk

Von der Stimmung in den Betrieben selbst zeichnete Bornett ein deutlich positives Bild. Ein Indikator dafür ist, dass sich allein in den ersten acht Monaten des heurigen Jahres die Beschäftigung in Gewerbe und Handwerk um beinahe ein Prozent erhöht hat. Das Stimmungsbarometer zeigt weiter deutlich nach oben. Im vierten Quartal sei - erstmals seit dem Jahr 2000 - der Anteil der Konjunkturoptimisten wieder höher als jener der Pessimisten, hieß es.(APA)