Digital Audio Broadcasting, kurz DAB, lautet schon seit geraumer Zeit die digitale Formel für das Radio der Zukunft. Doch obwohl seit über 20 Jahren daran gearbeitet wird, vegetiert DAB in weiten Teilen Europas derzeit eher als lebende Leiche dahin, war den Schilderungen von Josef Trappel vom Zentrum für Wissenstransfer und angewandte Medienforschung an der Uni Zürich zu entnehmen. Über 600 Millionen Euro wurden seit 1981 investiert, die Technologie sei eigentlich schon wieder veraltet. Durchgesetzt habe sie sich noch kaum. Lediglich in Großbritannien werde wohl zu Jahresende die "magische Grenze" von einer Million digitaler Empfangsgeräte überschritten werden. Was Trappel doch noch hoffen lässt: "DAB lebt", verkündete er.
Keine DAB-Impulse
Der ORF aber will sich an etwaigen lebenserhaltenden Maßnahmen vorerst nicht beteiligen, betonte dessen technischer Direktor Andi Gall. "Der ORF wird in absehbarer Zeit keine DAB-Impulse setzen können oder wollen." Digitale Wege beschreiten die ORF-Radios dennoch, versicherte er. Man setze auf verstärkte Services wie Ö3-Verkehrsnachrichten via SMS und Navigationssystem, Online-Plattformen und Ähnliches.
Keine Scheu vor Investitionen in DAB hat die britische BBC an den Tag gelegt. Angebot erzeugt Nachfrage, war dort die These. Fünf neue digitale Radiokanäle wurden 2002 eröffnet - und die Leute wollen sie hören, berichtete Chris Kimber von der BBC. Das erweiterte Angebot sei der Hauptkaufanreiz für neue Empfangsgeräte gewesen. Neben der größeren Angebotvielfalt liegen die entscheiden Vorteile des Digitalradios für Kimber auch in der Möglichkeit, "Kontrolle" über Inhalte auszuüben - Stichwort "radio on demand" - oder in erweiterten Services wie Zusatzinfos via Radiotext. Verdienen möchte die BBC mit ihren digitalen Aktivitäten nichts, versicherte Kimber. Schließlich gehe es um Service für die Gebührenzahler.
"Eher wurscht, wenn es mal rauscht"