Graz - Mit den Schicksalen zahlreicher Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus in der Steiermark im Namen der "Rassenhygiene" getötet wurden, beschäftigt sich eine Ausstellung des Grazer Zeitgeschichtelabors, einer Einrichtung des Zeitgeschichteinstituts der Universität Graz. Dabei stehen die über 1.000 bisher namentlich erfassten Opfer der "Aktion T4" stellvertretend für jene weit mehr als 2.000 Menschen aus der Steiermark, die in der NS-Zeit mit dem Diktum "unwertes Leben" bedacht, ausgegrenzt, zwangssterilisiert und im Schloss Hartheim in Oberösterreich ermordet wurden.

Schaffung persönlicher Erinnerungen

"Die Grundidee des wissenschaftlichen Projektes und der Ausstellung ist die Schaffung von Erinnerungen an persönliche Lebensgeschichten von Opfern des Rassenhygiene, Zwangssterilisationen und Euthanasie", so der Grazer Historiker Stefan Riesenfellner, Ausstellungsgestalter vom "Zeitgeschichtelabor". In der Steiermark spielte in diesem Zusammenhang in der NS-Zeit die "Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke des Reichsgaues Steiermark Am Feldhof" (heute Sigmund-Freud Klinik) eine bedeutende Rolle.

Von dort wurden, wie bisher erhoben werden konnte, 1.177 Patienten ins oberösterreichische Schloss Hartheim überstellt. Das etwa 20 Kilometer westlich von Linz gelegene Schloss war von 1940 bis 1944 eine von sechs Tötungsanstalten innerhalb des damaligen deutschen Reichsgebietes, in denen das nationalsozialistische Euthanasieprogramm umgesetzt wurde. Über 30.000 Menschen, die als "lebensunwertes Leben" eingestuft worden waren, wurden dort ermordet.

Werke von Ida Maly

Ein weiterer Ausstellungsteil zeigt Werke und Geschichte der in den 1920er Jahren international aktiven Grazer Künstlerin Ida Maly (1894-1941), die ebenfalls in Hartheim getötet worden ist. Ausgehend von der Situation behinderter Menschen heute wird ein Bogen über die ideologischen und pseudowissenschaftlichen Grundlagen der Rassenhygiene bis zur Aktualität des überwunden geglaubten Denkens der "Höherzüchtungsphantasien" gespannt. Weiters wird eine Gegenüberstellung der gegenwärtigen Situation und der steirischen NS-Euthanasie sowie des dagegen geleisteten Widerstands gezeigt. (APA)