Die Gebrüder Freitag produzieren seit elf Jahren die begehrten Freitag-Taschen in Zürich.

"Manche denken, wir zählen nur noch unser Geld", sagt Markus Freitag. Das stimmt nicht. Markus und sein Bruder Daniel führen noch immer selbst ihre Firma, sie arbeiten noch immer gerne und viel, sie sind erst Anfang 30, und sie machen im Wesentlichen das Gleiche wie vor elf Jahren, als alles begann: Taschen.

Wer in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre zur Zürcher Szene gehörte, musste eine Umhängetasche von Freitag tragen. Immer mehr Garderobenecken in den Wohnungen der angesagten Stadtkreise vier und fünf verströmten den strengen PVC-Geruch dieser Accessoires aus alten Lkw-Planen, die immerhin 200 Franken kosten.

Doch irgendwann hatten alle eine Freitag-Tasche, und die Szenemenschen verbannten sie in den Schrank. Wer sie um das Jahr 2000 herum noch trug, hatte nichts verstanden. Die Hipness der Tasche schien von begrenzter Haltbarkeit zu sein.

Museumsreif

Heute können sich auch Modebewusste wieder eine Freitag-Tasche umhängen, ohne sich zu blamieren. Sie ist ein Designklassiker geworden, den das New Yorker Museum of Modern Art in seine Sammlung aufgenommen hat. "Es geht in Richtung Schweizer Messer", sagt Markus.

Wie man das schafft, ganz ohne Werbung? Ein Grund für den Erfolg der Taschen ist die Geschichte ihrer Entstehung. Sie handelt davon, wie zwei Brüder und Studenten der Zürcher Hochschule für Gestaltung 1993 eine Idee der New Yorker Fahrradkuriere übernehmen und sich aus alten Lkw-Planen, Autogurten und Fahrradschläuchen die erste Tasche schneidern.

Verkaufspartys

Wie sie weitere Exemplare in WGs, auf Parkhauspartys oder in Kurierläden unter die Leute bringen und schließlich eine ganze Generation aus dem Hinterhof heraus bestücken. Zum Zweiten treffen die Brüder in der Kommunikation mit ihrer Zielgruppe einen lässig-ironischen, also richtigen Ton, sie machen sich lustig über den Markenkult, den Firmen wie Swatch mit ihren Kampagnen erzwingen wollen.

Drittens wissen die Freitags, dass sie zwar Klassiker produzieren, aber dennoch in der schnelllebigen Modebranche arbeiten. Also liefern sie jährlich zwei neue Objekte aus den Originalzutaten nach: Handtaschen, Einkaufstaschen, Laptoptaschen, Fahrradtaschen, Geldbörsen, Fußbälle, Boxsäcke.

Handgefertigtes Unikat

Und nicht zuletzt stimmen die Produkte. Sie sind ökologisch korrekt, hübsch, haltbar und funktional. Jedes Stück ist ein handgefertigtes Unikat, außer den Näharbeiten vollständig "made in Zürich". In einer Ecke der Freitag-Halle im ehemaligen Zürcher Industriegebiet werden die alten Planen aus ganz Europa angeliefert, die einst strahlenden Farben verdeckt von Straßendreck.

Nach der Reinigung schneiden Mitarbeiter aus den Planen von Hand die einzelnen Taschenteile zu. Die Kunden wissen nicht, dass das halbe "Z" auf ihrer Tasche früher der Spedition Planzer gehörte. Am Ende der Halle werden die Produkte für den Webshop fotografiert, den die Freitag-Läden in Davos und Hamburg beliefern. Von Beginn an war die Firma unabhängig und soll es bleiben.

"Vom Erlös für die erste Tasche haben wir die beiden nächsten finanziert", sagt Daniel. Beiseite geschaufelt wurde wenig, denn solange es läuft, braucht das Unternehmen immer mehr Kapital. Es wird noch dauern, bis die Freitags ihr Geld zählen können. (DER STANDARD Printausgabe, 11.10.2004)