Wer sich fürs österreichische Fußballnationalteam interessiert, müsste spätestens seit dem 1:3 im Heimspiel gegen Polen jede Woche eine Kerze anzünden. Und zwar in Mattersburg. Der liebe Gott lässt sich zwar nicht mit Wachs bestechen, aber vielleicht hat er ein Einsehen und lässt Didi Kühbauer bis zum Ende der WM-Qualifikation gesund und fit und ehrgeizig bleiben. Denn er macht den Unterschied, beinahe den einzigen Unterschied zur bis dato jammervollen Nationalmannschaft. Aus den zwei Heimspielen gegen die WM-Qualifikationsgegner England und Polen hat Österreichs Aufgebot einen Punkt gemacht. Die Polen haben aus zwei Auswärtsspielen bereits sechs Punkte geholt (und zu Hause gegen England verloren).

So qualifiziert man sich nicht für eine WM, die "Aufbruchsstimmung" und der rot-weiß-rote Hand-aufs-Herz-Patriotismus genügen nicht. In engen Situationen rächt sich das Fehlen eines Konzepts, die Nationalmannschaft ist nicht wirklich eingespielt. Die auch von Exteamchef Herbert Prohaska konstatierten Fehler wurden von Problemspielern wie Pogatetz (unnötiges, ja dummes Foul vor dem Freistoß zum 1:2) und dem bis dahin sattelfesten Standfest begangen.

Teamchef Krankl wandte wie gehabt die Ausreden des "nicht verdient" und eines geschenkten Freistoßes für Polen an. Auch mit gefühlsbetonter Realitätsflucht kommt man nicht weiter. Die Entschuldigung bei Kühbauer für jahrelanges Ignorieren war ein Schritt in die Wirklichkeit, jetzt droht ein Rückfall in alte Untugenden: Pech, behauptete Missgunst des Schiedsrichters, "das dritte Tor interessiert mich nicht die Bohne". Selbstbewusstsein und Prophezeiungen sind gut, ein fitter Kühbauer ist besser. (DER STANDARD Printausgabe 11.10.2004)