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Finn E. Kydland (l.) und Edward C. Prescott, Preisträger des Jahres 2004.
Preisträger lehren in den USA
Beide Nobelpreisträger lehren in den USA; der Norweger Kydland an der Carnegie Mellon University und an der University of California, Prescott an der Arizona State University.
Die treibenden Kräfte hinter den schwankenden Konjunkturzyklen und das Design der Wirtschaftspolitik seien Schlüsselgebiete in der makroökonomischen Forschung, so die Akademie-Mitglieder in ihrer Preisbegründung. Kydland und Prescott hätten fundamentale Beiträge zu diesen wichtigen Gebieten geleistet, nicht nur hinsichtlich der makroökonomischen Analyse, sondern auch für die Praxis der Geld- und Fiskalpolitik in vielen Ländern.
"Theorie der scheinbaren Erwartungen"
Die beiden Forscher hätten unter anderem herausgefunden, dass Haushalte weniger sparen, wenn sie in Zukunft eine höhere Besteuerung ihres Einkommens erwarten, oder dass Firmen umso höhere Preise und Löhne festsetzen, je expansiver sie die Geldpolitik und je höher sie die Inflation erwarten. In ihrer "Theorie der scheinbaren Erwartungen" haben die Ausgezeichneten gezeigt, wie solche Erwartungseffekte über die zukünftige Wirtschaftspolitik ein zeitliches Konstistenzproblem hervorrufen könne.
"Zeitinkonsistenzproblem"
Kydland und Prescott haben in den 70er-Jahren über die Wirkungszusammenhänge von Wirtschaftspolitik und dem Handeln verschiedener Teilnehmer im Wirtschaftsprozess wie Unternehmen und Gewerkschaften geforscht. Sie stießen dabei auf das Phänomen des "Zeitinkonsistenzproblems". Dies besagt, dass eine Politik, die von den Entscheidungsträgern im Voraus als beste Option angestrebt wird, später oftmals nicht umgesetzt wird, weil allein schon deren Ankündigung - wie beispielsweise die Inflation zu bekämpfen - die Erwartungen und damit auch das Handeln von Firmen und Privathaushalten beeinflusst und somit die Rahmenbedingungen verändert, wie die Akademie erläuterte. Die Arbeit der beiden Nobelpreisträger habe zugleich den engen Spielraum von Wirtschaftspolitik verdeutlicht.
Wirtschaft der 70er Jahre als Modell
Hintergrund der Forschung ist die wirtschaftliche Situation in den 70er Jahren, als fast alle westlichen Industrieländer hohe Inflationsraten aufwiesen. Diese wurde aber akzeptiert, weil man sich davon kurzfristig einen Rückgang der Arbeitslosigkeit erhofft habe, erklärte Per Krusell vom Nobelpreiskomitee. Kydlands und Prescotts Artikel aus dem Jahr 1977 habe das Problem verdeutlicht und viele Länder dazu gebracht, ihren Notenbanken die Einhaltung bestimmter Regeln vorzuschreiben, egal was die Marktkräfte verlangen. Das Konzept sei im Grunde genommen schon aus der griechischen Mythologie bekannt. "Es ist ein bisschen so wie Odysseus, der sich selbst an den Mast bindet", um dem Gesang der Sirenen zu widerstehen, sagte Krusell. "Man hat erkannt, dass Regeln, die die Zentralbanken binden, in jedermanns Interesse liegen."
Grundlage für intensives Forschungsprogramm
"Kydland und Prescotts Ergebnisse bieten eine natürliche Erklärung für Ereignisse, die bis dahin als vereinzelte politische Fehler interpretiert worden sind", heißt es in der Begründung der Schwedischen Akademie weiter. Zum Beispiel, wenn Volkswirtschaften in hoher Inflation gefangen bleiben, auch wenn Preisstabilität als das vorrangige geldpolitische Ziel genannt werde. Ihre ausgezeichnete Arbeit habe die Grundlagen für ein intensives Forschungsprogramm gelegt, das die Glaubwürdigkeit und politische Umsetzbarkeit von Wirtschaftspolitik zum Inhalt habe.