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Tele2 Österreich-Chef Norbert Wieser

foto: APA/Newald

Mit der Übernahme des Konkurrenten UTA Telekom durch die börsenotierte schwedische Tele2-Gruppe, die seit März 1999 in Österreich tätig ist und weltweit in 24 Ländern 25 Mio. Kunden hat, entsteht der größte alternative Telekom-Vollanbieter mit Festnetz-, Internet- und Mobilfunkdiensten in Österreich mit einem Gesamtumsatz von 330 Mio. Euro und knapp 1 Mio. Kunden.

Zwerg?

Gegenüber dem Marktführer und Ex-Monopolisten Telekom Austria (TA), der im Vorjahr mit 3,97 Mrd. Euro mehr als das Zehnfache umsetzte, scheint das neue Unternehmen jedoch noch immer ein Zwerg. Der Kaufpreis betrug 213 Mio. Euro, davon wurden 20 Mio. Euro für die Entschuldung der UTA aufgewendet, hieß es am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

Grünes Licht der Kartellbehörde in einem Monat erwartet

Grünes Licht vom obersten Wettbewerbshüter Walter Barfuß, an den der Deal in den kommenden Tagen zur Prüfung herangetragen wird, erwartet Tele2 Österreich-Chef Norbert Wieser bereits "in einem Monat". Da Tele2 auch nach der UTA-Übernahme nur auf 15 Prozent des TA-Festnetzumsatzes komme, von dem wiederum 50 Prozent via Zusammenschaltungsgebühren an die TA zurückfließen, gehe man davon aus, dass es zu "keiner ausgeweiteten Prüfung" und damit zur raschen Bestätigung des Deals komme. Bis zur Kartellgerichtsentscheidung sollen die beiden Unternehmen noch getrennt geführt werden.

Infrastruktur

Mit den Landesenergieversorgern, die bisher 75 Prozent an der UTA hielten und der UTA die Leitungs-Infrastruktur zur Verfügung stellten, habe man langfristige Infrastruktur-Mietverträge bis nach 2010 vereinbart, berichtete Wieser. Darüber hinaus gebe es auch die Möglichkeit, Leitungen – bei Bedarf – käuflich zu erwerben. Tele2 werde künftig alle Geschäftsbereiche der UTA weiterführen und vor allem die Entbündelung von Leitungen zum Endkunden ausbauen, kündigte Wieser an. Ob und in welcher Form die Marke UTA erhalten bleibe, sei noch offen. Auch am Management ändere sich – zumindest bis zur Kartellgerichtsentscheidung – nichts.

"Salamitaktik"

Die Übernahme sei ein weiterer Meilenstein in der Wachstumsstrategie der Tele2 und passe in die "Salamitaktik" des Unternehmens, betonte Tele2-COO Johnny Svedberg. Demnach versuche Tele2, bisher in Österreich als reiner Wiederverkäufer ohne eigene Infrastruktur tätig, nach einem Markteintritt zunächst, mit einer aggressiven Preisstrategie einen großen Kundenstock zu akquirieren, erst dann werde im Sinne der Kostensenkung Infrastruktur dazugekauft, um dann weiter organisch oder über Akquisitionen zu wachsen.

Vorteile

Das Zusammengehen mit Tele2 biete Vorteile für den Wettbewerb, den Kunden, die UTA-Mitarbeiter und den Wirtschaftsstandort Österreich, betonte UTA-Chef Günther Ofner. Die beiden Unternehmen würden sich "hervorragend ergänzen". Der bei Fusionen häufige Mitarbeiterabbau sei derzeit "kein Thema", zumal alle Mitarbeiter für die Weiterführung des Geschäfts gebraucht würden. Die UTA beschäftigt 460 Mitarbeiter, Tele2 Österreich knapp 30 Mitarbeiter direkt und weitere 170 im Call Center.

520.000 Telefonie- und 345.000 Internetkunden

Die UTA erzielte 2003 einen bereinigten Umsatz von 214 Mio. Euro und betreut 520.000 Telefonie- und 345.000 Internetkunden, darunter rund 78.000 Firmenkunden. Im ersten Halbjahr 2004 steigerte die UTA das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 0,2 auf 5,5 Mio. Euro, der Umsatz erhöhte sich um 1,6 Prozent auf 115,1 Mio. Euro.

Tele2 Österreich hat letzten Angaben zufolge mehr als 550.000 Festnetz-, Internet- und Mobilfunkkunden. 2003 belief sich der Umsatz in Österreich auf rund 114 Mio. Euro.

EX-Eigentümer

Die UTA gehörte bisher zu 75 Prozent minus einer Aktie den in der VTÖB (Vereinigte Telekom Österreich Beteiligungs GmbH) zusammengeschlossenen acht österreichischen Landesenergieversorgern Bewag, EVN, Kelag, Energie AG, Steweag, Tiwag, VKW und WStW. 25 Prozent plus eine Aktie der UTA standen bisher im Besitz der Raiffeisen-Gruppe, konkret der ECOT Internet-Holding, einer Gesellschaft von RZB, Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, RLB Steiermark und UNIQA. (APA)