Stuttgart - Wirtschaftsspionage verursacht in Deutschland
Schäden in Milliardenhöhe. Das Gefährdungspotenzial bei Produktideen
und Produktionskenntnissen betrage pro Jahr rund 50 Mrd. Euro,
erklärte der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech am
Mittwoch in Stuttgart. "Das Bewusstsein für die Gefahr durch
Wirtschaftsspionage muss deutlich geschärft werden", sagte der
CDU-Politiker bei der Vorstellung einer Studie der Universität
Lüneburg.
Für die Erhebung wurden in Baden-Württemberg 400 Unternehmen
befragt. Die Schäden allein im Südwesten belaufen sich auf rund eine
Mrd. Euro. Rech wies darauf hin, dass Wirtschaftsspionage durch
Nachrichtendienste und Konkurrenzausspähung für die Unternehmen immer
mehr zum Problem und zu einer existenziellen Gefahr für die
Wirtschaft werde.
Größte Gefahr lauert in der eigenen Belegschaft
Der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP)
sagte, die Gefahr der Spionage gehe vor allem von eigenen
Mitarbeitern der Firmen aus, gefolgt von inländischen
Konkurrenzunternehmen und Kooperationspartnern. "Kleine, innovative
Unternehmen mit einem großen Wettbewerbsvorteil erweisen sich als
überproportional gefährdet, zumal wenn sie mit neuen Produkten und
zukunftsweisenden Kleinserienfertigungen international agieren und
nur wenig Konkurrenz haben."
Wenig Risikobewusstsein
Der Autor der Studie, Professor Egbert Kahle, sagte, vielen
Unternehmen sei nicht bekannt, wie stark ihre EDV gefährdet sei. Bei
vielen Firmen gebe es auch keine systematische Erfassung ihres
Wissens. Rech betonte, Schäden, die der Wirtschaft durch den
ungewollten Informationsabfluss oder durch nachrichtendienstliche
Spionage entstünden, könnten nur verhindert werden, wenn
Sicherheitsbehörden oder firmeninterne Sicherheitsbeauftragte
eingeschaltet würden, die die Tat verfolgten, den Fall analysierten
und entsprechende Präventionsmaßnahmen ergriffen.
Zwei Drittel waren schon Opfer von Spionage
Zwei Drittel der befragten Unternehmen waren der Studie zufolge
schon einmal Opfer von Wirtschaftsspionage. Dennoch seien die
Aufwendungen für Informationssicherheit im Vergleich zum
Gefährdungspotenzial zu gering. Zwei Drittel der befragten
baden-württembergischen Firmen geben laut Untersuchung weniger als
50.000 Euro pro Jahr aus, im Schnitt weniger als 5 Prozent der
Gefährdungssumme.(APA/AP)