Von der 20-Cent-Tageszeitung bis zur Monatszeitschrift um sieben Euro pro Ausgabe reichen die Innovationen der jüngeren Vergangenheit am deutschen Printmarkt. Der österreichische Tageszeitungsmarkt indes leidet nach Ansicht von Helmuth Fellner an mangelnder Innovationskraft. Gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang analysiert er derzeit den Markt für ein Tagesmedium "für jene Babyboomer-Generation, für die wir bereits mehrmals erfolgreich gearbeitet haben", bekräftigte er am Donnerstag bei den Medientagen.

Zeitung "parallel zum Internet"

Für die "neue Mediengeneration" der 14- bis 49-Jährigen schwebt den Brüdern Fellner eine Zeitung "parallel zum Internet" vor. "Die Tageszeitung kann das tägliche Hintergrund- und Orientierungsmedium des Internetzeitalters werden. Und sie könnte der tägliche Fahrplan für das neue Medienzeitalter sein", sagte Fellner. Der Werbewirtschaft könne man damit ein "crossmediales Angebot" bieten, "das die Stärken von Print bewahrt, aber den Mediennutzen bedeutend erhöht".

"Nicht unter 100 qualitativen Journalisten"

Den Personalaufwand für ein solches Projekt schätzte er als beträchtlich ein: "Wir gehen davon aus, dass ein Tagesmedium mit nicht unter 100 qualitativen Journalisten erfolgreich sein kann."

"20 Cent" "bewusst kein Boulevardtitel"

Mit weitaus weniger Personal kommt die Verlagsgruppe Holtzbrinck aus, die ihre regionale "Lausitzer Rundschau" seit einiger Zeit durch den Titel "20 Cent" speziell für die junge Zielgruppe ergänzt. Zwei leitende Redakteure, eine angestellte Redakteurin und zehn Pauschalisten beschäftige man, berichtete "Rundschau"-Chefredakteur Peter Stefan Herbst. Die kleinformatige Zeitung sei "bewusst kein Boulevardtitel" und punkte mit einem Mix aus klassischen Nachrichten, Magazinelementen und Entertainment. Herbst hob besonders die "Singlebörse" hervor, die selbst Holtzbrinck-Controller zum "Lächeln" bringe. "Das kleine Format alleine ist kein Erfolgsfaktor, im Mittelpunkt stehen die Themen und das Herangehen an die Zielgruppe", betonte er. In der werbetreibenden Wirtschaft könne man durch günstige Anzeigenpreise neue Kundenschichten erreichen, "20 Cent hat jeder" warb man zum Markteintritt um die Leserschaft.

"Cicero" im oberen Marktsegment

Gar nicht günstig ist dagegen das Monatsmagazin "Cicero" - bei einem Einzelverkaufspreis von sieben Euro - zu haben. Chefredakteur Wolfram Weimer hat mit der Beschreibung "elitär" kein Problem: "Ich bekenne mich dazu." Als "Reflektorium" und "konsequentes Autorenblatt" sei "Cicero" klar im oberen Marktsegment positioniert.

News-Gruppe fährt gut mit Line Extensions

Die Verlagsgruppe News setzt derzeit auf Supplements und so genannte Line Extensions. Der "Woman"-Ableger "Young Style" werde ab nächstem Jahr regelmäßig - sechs Mal im Jahr - erscheinen, kündigte Generalgeschäftsführer Rudi Klausnitzer an. Von "News" verteilt man seit einigen Wochen - rund um den Start der U-Bahn-Zeitung "Heute" donnerstags und freitags rund 145.000 kostenlose "Leseproben" in der Form von "News heute". "Wir werden jetzt Bilanz ziehen und entscheiden, wie wir das fortsetzen", so Klausnitzer. (APA)