Geschlechterpolitik
UNO-Generalsekretär Annan: Frauen sind die "besseren Friedenshüter"
UNICEF-Chefin beklagt fortgesetzte Gewalt gegen Frauen
New York - Frauen sind nach Worten von UNO-Generalsekretär Kofi Annan im allgemeinen bessere
Friedenshüter und -kämpfer als Männer. In einer Erklärung zum Internationalen Frauentag an diesem Mittwoch hob Annan
in New York hervor, dass "Frauen dazu neigen, Brücken und nicht Mauern zu bauen". Frauen pflegten die "Kultur des
Friedens" - von einer Generation zur nächsten, sagte Annan. Er erinnerte an eine uralte Tradition im Kaukasus, nach der
zwei kriegerische Parteien ihren Kampf abbrechen mussten, wenn eine Frau ihr Kopftuch zwischen sie warf.
Die Direktorin des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF, Carol Bellamy, kritisierte Gewaltakte gegen Frauen und Mädchen, die
angeblich das Ansehen ihrer Familien reinhielten. Es sei ein Verbrechen, dass Männer für diese Taten nicht oder viel zu
milde bestraft und oft sogar noch offen bewundert würden. Als Beispiel nannte Bellamy den Mord an jährlich 5000 Bräuten
in Indien, die ihre "unzureichende" Mitgift mit dem Leben bezahlten. Zahlenmäßig nicht zu erfassen sei die Zahl
neugeborener Mädchen, die vielerorts in Asien wegen ihres Geschlechts umgebracht würden.
Frage der Ehre
In Bangladesch seien die Säure-Attacken auf Frauen zwischen 1996 und 1998 auf das Vierfache angestiegen, beklagte
Bellamy. Auch in Pakistan, Jordanien, den palästinensischen Autonomiegebieten seien Gewaltakte gegen Frauen üblich,
durch die angeblich der Ruf ihrer Familien reingehalten würde. Die Direktorin des UNO-Bevölkerungsprogramms UNFPA,
Nafis Sadik, appellierte zum Weltfrauentag an Ehemänner, Väter, Politiker und Arbeitgeber in aller Welt, das Streben von
Frauen nach gleichen Rechten zu unterstützen.
UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura ermunterte dazu, Frauen im 21. Jahrhundert an Führungs- und
Entscheidungsprozessen "voll zu beteiligen". Im 20. Jahrhundert seien Frauen erstmals in größerer Zahl in die
Öffentlichkeit vorgestoßen, als Wähler, Arbeitskräfte und Beamte, sagte Matsuura. Jetzt sei es an der Zeit, ihre
Fähigkeiten anzuerkennen und sie gleichermaßen in die Positionen zu lassen, die bisher ihren männlichen Kollegen
vorbehalten waren. (APA/dpa)