Ursula Plassnik - Die Wunschkandidatin von Wolfgang Schüssel wird neue Außenministerin

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Wien – Mit Ursula Plassnik wird die Top-Kandidatin von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) neue Außenministerin. Mit der Bestellung der 48-jährigen Kärntnerin wird allen Wünschen des VP-Obmanns entsprochen. Die Frauenquote in der Regierung bleibt nach dem Abschied von Benita Ferrero-Waldner nach Brüssel gleich, die Botschafterin in Bern verfügt über internationale Erfahrung und zu guter Letzt hat Schüssel mit seiner ehemaligen Kabinettschefin eine weitere enge Vertraute im Kabinett.

Jus-Studium mit 21 abgeschlossen

Herausragend sind bei Plassnik nicht nur ihre Leistungen – unter anderem schloss sie ihr Jus-Studium mit 21 ab – sondern auch ihre Größe. Mit etwa 1,90 Metern wird die Blondine auch den Großteil der Männer im Kabinett überragen. Als bedeutend gilt sie ohnehin schon lange, auch wenn in den Medien von ihr kaum ein Wort zu hören war. Nachgesagt wird Plassnik folgerichtig, die Fäden im Schatten der Öffentlichkeit zu spinnen. Von ÖVP-Insidern wird sie stets als "Frau mit sehr viel Macht" beschrieben. Nach außen wirkt Plassnik oft unterkühlt, langjährige Freunde schreiben ihr hingegen eine besondere Herzlichkeit zu, etwa die Grüne Vizechefin Madeleine Petrovic, eine alte Studienkollegin.

Roter Hintergrund

Ursula Plassnik hat eigentlich einen roten Hintergrund. Sie wuchs als Tochter eines sozialdemokratisch gesinnten Klagenfurter Lehrerehepaares auf. Und ihr erster Mann, mit dem sie allerdings nur acht Monate verheiratet war, ist der heutige – SPÖ-nahe – Parlamentsdirektor Georg Posch. Ihre zweite Ehe mit dem Schweizer Diplomaten Gerard Stoudmann, ehemaliger Leiter des OSZE-Büros für Menschenrechte in Warschau, wurde Anfang 2003 geschieden.

"Kompetent"

Als "Entdecker" Plassniks gilt der heutige österreichische EU-Botschafter Gregor Woschnagg, früher Leiter der wirtschafts- und integrationspolitischen Abteilung im Außenministerin. "Sie war erfreulich erfrischend und direkt, tough und sachlich kompetent", wurde Woschnagg im Vorjahr anlässlich Plassniks Wechsel nach Bern zitiert.

Zusammenarbeit mit Schüssel

Schüssel wurde auf Plassnik aufmerksam, als sie in jenem Stab arbeitete, der mit den Vorbereitungen für die österreichische EU-Präsidentschaft betraut war. Aus den Dossiers, die sie zusammenstellte, entwickelte sich langsam eine intensive Arbeitsbeziehung, bis Schüssel sie 1997 bat, seine Kabinettschefin zu werden. Bis dahin hatte Plassnik im Außenamt als politisch neutral, eher mit einem leichten Hang zur roten Reichshälfte behaftet, gegolten.

"Frühstücksaffäre"

Plassniks Berufung in Schüssels Kabinett fiel in die Zeit der "Amsterdamer Frühstücksaffäre". Damals berichteten Medien, Schüssel habe den deutschen Bundesbankchef Hans Tietmeyer "eine richtige Sau" genannt. Plassnik befand sich damit plötzlich mitten im Presserummel – und hielt sich distanziert, eine Verhaltensweise, die sie bis zu ihrem Wechsel nach Bern beibehielt. Selbst gab sie niemals Interviews und versuchte tunlichst, nicht in den Klatschspalten aufzutauchen.

Treu

Schüssel stand sie in den folgenden Jahren treu zur Seite – auch wenn Insider Plassnik nachsagen, dass sie 2000 nicht unbedingt zu den Befürwortern einer Koalition mit den Freiheitlichen zählte. Damals soll sie eine rot-schwarze Zusammenarbeit bevorzugt und 2003 wiederum mit Schwarz-Grün liebäugelt haben. "profil" bezeichnete Plassnik im Vorjahr als eigentlich unpolitisch und schrieb: "Als liberale Bürgerliche mit einem leichten Faible fürs Aristokratische ist die frankophile Kärntnerin vielleicht am besten charakterisiert."

"Erstklassige Arbeit"

Der Kanzler meinte anlässlich ihres Ausscheidens aus seinem Kabinett Ende des Vorjahres: "Sie hat erstklassige Arbeit geleistet." Aufhalten wolle er sie aber nicht, denn sie habe schon einmal zurückgesteckt. 2000 sollte Plassnik Ständige Vertreterin beim Europarat in Straßburg werden. Doch sie blieb in Wien, um Schüssel im erstem Kanzlerjahr beizustehen. Nunmehr ist sie wieder den Wünschen des Kanzlers gefolgt. Denn ihr Traumjob soll das Außenamt nicht unbedingt gewesen sein, wird kolportiert. (APA)