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Foto: apa/dpa/foersterling
München - Hat die Glühbirne bald ausgeleuchtet? Wenn es nach Fred Schubert geht, ja. Denn spätestens in fünf Jahren könnte die weiße "Licht emittierende Diode" (LED) die 125 Jahre alte Erfindung von Thomas Edison vom Markt verdrängen. Der Forscher am US-Rensselaer Polytechnic Institute in Troy (NY) schaffte dafür jetzt die besten Voraussetzungen: Sein neuer Reflektor strahlt das LED-Licht erstmals gleichmäßig in alle Richtungen aus und setzt damit 99 Prozent des benötigten Stroms in Licht um. Bisher galten bei der LED maximal 50 Prozent Unsatz als realistisch.

Die Glühbirne besitzt nur einen Wirkungsgrad von fünf Prozent, der Rest wird als Wärme abgegeben. Statt einen Wolframdraht zum Glühen zu bringen, besteht die LED nur aus einem winzigen Chip kristalliner Halbleiterschichten, die Strom in Licht umwandeln. Das Prinzip sorgt nicht nur für eine Lebensdauer von bis zu 100.000 Betriebsstunden (Glühbirne maximal 1000 Stunden), sondern macht sie robust und flexibel im Design.

Zehn Prozent des Strombedarfs wird in westlichen Industrienationen, in den USA sogar 25 Prozent, für die Lichterzeugung verbraucht. Die US-Energiebehörde hat berechnet, dass sich allein durch eine Verdopplung der Effizienz in der heutigen Beleuchtungstechnik in den nächsten zwei Jahrzehnten 98 Milliarden US-Dollar an Stromkosten in den USA einsparen ließen. In Japan wird die Weiterentwicklung der weißen LED schon seit 1998 mit dem "21st Century Light Project" gefördert, Korea und Taiwan planen ähnliche Projekte.

Gottesgeschenk für die Dritte Welt

"Die Entwicklung der weißen LED ist auch ein Gottesgeschenk für die Dritte Welt", sagt David Irvine-Halliday von der Universität von Calgary und Direktor der Hilfsorganisation Light Up The World. Mit Engineers Without Borders hat er in Nepal Hunderte Haushalte mit weißen 0,1- und 1-Watt-LED ausgestattet, die von solar- oder pedalbetriebenen Generatoren mit Energie versorgt werden.

"Die Revolution hat bereits begonnen", sagt Joachim Wagner vom deutschen Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik, "doch für den Privatmann wird es erst augenfällig werden, wenn die ersten LED für herkömmliche Fassungen auf den Markt kommen." Noch kostet eine aus mehreren LED bestehende Lampe bis zu 50-mal mehr als eine Glühbirne für 80 Cent, doch ist sie aufgrund ihrer Langlebigkeit beispielsweise in Armaturen- und Ampelbeleuchtungen bereits heute kostengünstiger als die Glühbirne. Experten schätzen, dass bereits 2006 LED-Lampen billiger sein werden als günstigste Leuchtstoffröhren. Und spätestens ab 2005, so prophezeien die Automobilhersteller, sollen die ersten Hauptscheinwerfer mit LED die Straßen ausleuchten, die dann durch ihre Robustheit und Wartungsfreiheit ein Autoleben lang halten sollen. (grote/DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2004)