Bekannte Probleme
Frau&Arbeit beschäftigt sich in Salzburg schon seit sieben Jahren mit diesem Thema. Drei der fünf Frauenberatungsstellen des Vereins liegen im Gebirge (Lungau, Pinzgau, Pongau), die Probleme von Frauen in alpinen Regionen sind den Beraterinnen also wohlbekannt: Mangelnde Kinderbetreuung, geringe Mobilität, schlechtes Stellenangebot, traditionelle Rollenbilder zählen zu den Hauptübeln. Die Teilnahme an dem alpinen EU-Netzwerk lag für den Verein auf der Hand, sagt Vereinschefin und Women Alpnet-Projektleiterin Andrea Huemer: "Es ist das erste Projekt dieser Art, das über den deutschsprachigen Bereich hinausgeht – die grenzüberschreitende Vernetzung und der Austausch mit ausländischen Partnerinnen in Regionen mit ähnlichen Problematiken sind für uns eine große Bereicherung."
Lombardei bis französische Alpen
Women Alpnet ist Teil des großen INTERREG-Dachprojektes "Alpine Space" zur Förderung von alpinen Regionen in der EU. Finanziert wird es aus Mitteln des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), dauern soll es bis Dezember 2005. Bis dahin haben die Projektteilnehmerinnen noch viel vor: Ende Oktober wird die erste Studie erscheinen, die Aufschluss über die konkrete Situation in den Teilnehmerländern geben und Vergleiche zwischen den Regionen ziehen soll – von der Lombardei bis in die französischen Alpen. Die Daten dafür wurden über einen umfangreichen Fragebogen direkt bei den Projektpartnerinnen ermittelt. "Mit den Ergebnissen können wir dann noch besser sehen, wo die Rahmenbedingungen mit den unseren hier in Salzburg vergleichbar sind, und mit welcher Region wir dann am idealsten weiter kooperieren werden", sagt Huemer.
Suche nach Vergleichbarem
Nicht alle Gebiete, die ähnlich anmuten, seien es nämlich auch tatsächlich, wie Austauschtreffen in den Partnerländern zeigen würden: "Die Täler im Schweizer Tessin etwa sind unserer Region auf den ersten Blick sehr ähnlich, beim Besuch haben wir aber festgestellt, dass sie noch verlassener und abgeschiedener sind als die unsrigen, die Probleme und Lebenssituationen der Frauen sind also nicht eins zu eins vergleichbar." Mit großem Interesse erwarte Huemer auch die Ergebnisse aus Frankreich: Dort sind die Frauenberatungsstellen staatlich anstatt wie in Österreich hauptsächlich auf NGO-Ebene organisiert. In jedem Bezirk steht den Frauen laufend eine Beraterin, Psychologin, Juristin zur Verfügung. "Welche Erfahrungswerte damit verbunden sind wird spannend zu hören sein."
Pilotprojekte
Jede der Netzwerk-Partnerinnen hat weiters ein eigenes Pilotprojekt zu betreuen, das im Laufe der Dauer von Women Alpnet in transnationalen Workshops und Seminaren präsentiert wird. Die Themen reichen von Gender Mainstreaming bis zu Frauenberatung im Internet. Salzburg wird sich dabei mit einem soeben gestarteten Fortbildungs-Lehrgang für Beraterinnen im Bereich Frauen und Berufstätigkeit präsentieren, schildert Andrea Huemer: "Der Lehrgang enthält mehrere Module, die Inhalte spannen sich von Frauenpolitik über die Auseinandersetzung mit den besonderen Herausforderungen der Beraterinnenrolle in ländlichen Regionen, bis wie man Firmen in diesen Gebieten dazu bringen könnte, frauenbedarfsgerecht zu arbeiten."
Regionale Vernetzung