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Mit Spannung erwartet die Salzburger Initiative Frau&Arbeit derzeit die ersten umfassenden Ergebnisse des EU-Projektes "Women Alpnet". Die Initiative ist seit Jänner 2004 österreichische Partnerin dieses europäischen Netzwerks von Frauenberatungsstellen. Die Partner-Institutionen und NGO´s kommen aus Italien, Frankreich, der Schweiz, Slowenien und Österreich und verfolgen alle ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die Erwerbstätigkeit von Frauen in alpinen Regionen fördern, unterstützen und zur aktiven Teilnahme an der Regionalentwicklung motivieren.

Bekannte Probleme

Frau&Arbeit beschäftigt sich in Salzburg schon seit sieben Jahren mit diesem Thema. Drei der fünf Frauenberatungsstellen des Vereins liegen im Gebirge (Lungau, Pinzgau, Pongau), die Probleme von Frauen in alpinen Regionen sind den Beraterinnen also wohlbekannt: Mangelnde Kinderbetreuung, geringe Mobilität, schlechtes Stellenangebot, traditionelle Rollenbilder zählen zu den Hauptübeln. Die Teilnahme an dem alpinen EU-Netzwerk lag für den Verein auf der Hand, sagt Vereinschefin und Women Alpnet-Projektleiterin Andrea Huemer: "Es ist das erste Projekt dieser Art, das über den deutschsprachigen Bereich hinausgeht – die grenzüberschreitende Vernetzung und der Austausch mit ausländischen Partnerinnen in Regionen mit ähnlichen Problematiken sind für uns eine große Bereicherung."

Lombardei bis französische Alpen

Women Alpnet ist Teil des großen INTERREG-Dachprojektes "Alpine Space" zur Förderung von alpinen Regionen in der EU. Finanziert wird es aus Mitteln des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), dauern soll es bis Dezember 2005. Bis dahin haben die Projektteilnehmerinnen noch viel vor: Ende Oktober wird die erste Studie erscheinen, die Aufschluss über die konkrete Situation in den Teilnehmerländern geben und Vergleiche zwischen den Regionen ziehen soll – von der Lombardei bis in die französischen Alpen. Die Daten dafür wurden über einen umfangreichen Fragebogen direkt bei den Projektpartnerinnen ermittelt. "Mit den Ergebnissen können wir dann noch besser sehen, wo die Rahmenbedingungen mit den unseren hier in Salzburg vergleichbar sind, und mit welcher Region wir dann am idealsten weiter kooperieren werden", sagt Huemer.

Suche nach Vergleichbarem

Nicht alle Gebiete, die ähnlich anmuten, seien es nämlich auch tatsächlich, wie Austauschtreffen in den Partnerländern zeigen würden: "Die Täler im Schweizer Tessin etwa sind unserer Region auf den ersten Blick sehr ähnlich, beim Besuch haben wir aber festgestellt, dass sie noch verlassener und abgeschiedener sind als die unsrigen, die Probleme und Lebenssituationen der Frauen sind also nicht eins zu eins vergleichbar." Mit großem Interesse erwarte Huemer auch die Ergebnisse aus Frankreich: Dort sind die Frauenberatungsstellen staatlich anstatt wie in Österreich hauptsächlich auf NGO-Ebene organisiert. In jedem Bezirk steht den Frauen laufend eine Beraterin, Psychologin, Juristin zur Verfügung. "Welche Erfahrungswerte damit verbunden sind wird spannend zu hören sein."

Pilotprojekte

Jede der Netzwerk-Partnerinnen hat weiters ein eigenes Pilotprojekt zu betreuen, das im Laufe der Dauer von Women Alpnet in transnationalen Workshops und Seminaren präsentiert wird. Die Themen reichen von Gender Mainstreaming bis zu Frauenberatung im Internet. Salzburg wird sich dabei mit einem soeben gestarteten Fortbildungs-Lehrgang für Beraterinnen im Bereich Frauen und Berufstätigkeit präsentieren, schildert Andrea Huemer: "Der Lehrgang enthält mehrere Module, die Inhalte spannen sich von Frauenpolitik über die Auseinandersetzung mit den besonderen Herausforderungen der Beraterinnenrolle in ländlichen Regionen, bis wie man Firmen in diesen Gebieten dazu bringen könnte, frauenbedarfsgerecht zu arbeiten."

Regionale Vernetzung

Neben dem internationalen Erfahrungsaustausch zeige Women Alpnet auch in der Zusammenarbeit der regionalen Frauennetzwerke in Salzburg eine positive Wirkung, sagt Huemer: "Die interne Vernetzung wird durch das Projekt noch intensiver, die Beratungsstellen wissen damit besser über einander Bescheid und können die Frauen in der Region noch adäquater betreuen." Für die weitere Laufzeit wünscht sich die Projektleiterin noch eine Menge neuer Ideen und Lösungsansätze, die in den Salzburger Gebirgsregionen dann umgesetzt werden können. Und: „Dass die international geknüpften Kontakte auch nach Abschluss von Women Alpnet weiter bestehen bleiben.“ (isa)