Die Darstellungen der Bibel, wonach das Universum, die Erde und das Leben vor 10.000 Jahren von Gott erschaffen wurden, nimmt - nach einer Umfrage des Schweizer Meinungsforschungsinstituts IHA-Gfk - aber auch jeder Fünfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz wörtlich. Etwa genauso viele stimmen der Ansicht zu, dass es zwar die Evolution gebe, dass sie aber von Gott gesteuert werde. An eine Evolution, wie Darwin sie beschrieb, bei der Gott keine Rolle spielt, glauben in Deutschland mit 46 Prozent fast jeder Zweite, in Österreich knapp 41 Prozent, in der Schweiz aber nur jeder Dritte (33 Prozent).
Auswirkungen auf den Schulunterricht
Der mehrheitliche Glaube an einen Gott als Schöpfer hat auch Auswirkungen auf den Schulunterricht in den USA: In 31 von 50 Bundesstaaten der USA gibt es zur Zeit juristischen Streit darüber, wie man in der Schule die Entwicklungsgeschichte lehrt. Aber auch an Europas Schulen gibt es offenbar Skepsis bezüglich der Theorien Darwins: Die italienische Bildungsministerin Letizia Moratti wollte in diesem Frühjahr die von Darwin begründete Evolutionstheorie vom Lehrplan der 13-14-jährigen Schüler streichen und stattdessen die Schöpfungsgeschichte der Bibel unterrichten lassen. Erst nach massiven Protesten gab sie ihr Vorhaben auf.
Dabei lässt die Wissenschaft inzwischen kaum noch Zweifel an der Richtigkeit der Theorie Darwins. Seine Idee der Evolution der Arten und die natürliche Auslese als Motor dieser Entwicklung hat er bereits 1859 in seinem Werk "Die Entstehung der Arten" ausführlich dargelegt. Darin schreibt er, dass kleine, zufällige erbliche Unterschiede zwischen Lebewesen einer Art unterschiedliche Überlebens- und Vermehrungschancen zur Folge haben. Wer besser an seine Umwelt angepasst ist, hat größere Chancen zu überleben und sich fortzupflanzen. Diese natürliche Auslese führt dazu, dass sich über viele Generationen hinweg Aussehen, Körperbau und Verhalten der Nachkommen verändern und weiterentwickeln.
"Divergenzprinzip"
Darüber hinaus können sich bei räumlich isolierten Populationen neue Arten bilden, wenn sich diese Lebewesen an die speziellen örtlichen Gegebenheiten anpassen. Dieses "Divergenzprinzip" erklärt die Veränderungen innerhalb einer Art und die Entstehung der Artenvielfalt auf der Erde.