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Hermann Maier und die große Kristallkugel sollen auch nach dieser Skisaison ein glückliches Paar abgeben.

Foto: Reuters/Sprich
Sölden - "Hermann Maier Skifahrgott!" So steht's beim deutschen Kollegen auf dem Bildschirmhintergrund gekritzelt. So, so sagt man, worauf Herr G., stets auf Objektivität bedacht, gesteht, das habe ihm seine Tochter so eingerichtet. Naturgemäß fragt man, wie alt die Kleine ist. 22 lautet die Antwort, und jeder konzentriert sich wieder auf die Arbeit. Die wiederum konzentriert sich schon auch, aber nicht nur auf Hermann Maier, den internationalen Stern des Skisports.

Tief Luft holen heißt es für alle auf dem Rettenbachferner. Die Rennen beginnen für Damen (Samstag/9.45 und 12.30) und Herren (Sonntag/ detto) auf 3048 Meter Seehöhe, das Ziel liegt auf 2680 Meter. Verheißen sind wolkenloser Himmel und Plusgrade, weshalb FIS-Renndirektor Günther Hujara meint, "dass uns der Gletscher sein wahres Gesicht zeigen könnte". Die geschliffenen Kanten könnten von den kräftigen Wadeln dermaßen heftig in die nun tagelang präparierte Naturschneeauflage gepresst werden, dass das blaue Gletschereis zum Vorschein kommt.

Österreichs bisher letzte Siegerin war Nicole Hosp 2002 (ex aequo mit Sloweniens Tina Maze und Norwegens Andrine Flemmen). Im Vorjahr stürzte sie hier schwer. Und buchstäblich am Rande der Weltcuprennen in der vergangenen Saison in Haus demolierte sie sich beim Joggen den Knöchel. Mittlerweile ist alles wieder heil, Hosp freut sich aufs Rennen und sagt, dass sie aufpassen werde. Beim Joggen.

In Sölden jagt ein Termin den anderen. Die Ski-, Schuh-, Bindungs-, Brillen-, Helm-und so weiter Fabrikanten präsentieren ihre Neuigkeiten und die prominenten Träger ihrer Utensilien. Hermann Maier, Sieger von 47 Weltcuprennen, vierfacher und regierender Gesamtweltcupsieger, mehrfacher Olympionike und Weltmeister, spektakulärer Stürzer mit dem Ski (Nagano) und dem Motorrad (Radstadt), ist der gefragteste Botschafter der Verkaufenden.

Wie sehr die Skirennläufer auch betonen mögen, dass jeder für sich so schnell wie möglich den Berg hinab will, die Welt sieht gern Duelle. Stephan Eberharter ist Maier abhanden gekommen, jetzt kündigen die Kundigen das Duell mit Bode Miller an. Die beiden sind heuer Markenkollegen bei Atomic, und der Fabrikant des elementarsten Arbeitsgerätes eines Skifahrers ließ sie am Freitag gemeinsam zur Pressekonferenz antreten. Nur zwei Stunden später trat Maier für Carrera an, diesmal mit der Schwedin Anja Pärson, der regierenden Gesamtweltcupsiegerin. Und alle freuen sich aufs grimmige Gesicht des Herminators, mit dem er sich aus dem Starthaus hinaus auf die schutzlose Piste stürzen wird.

Abgesehen davon trat Hongkong beim FIS-Kongress in Miami als 102. Mitgliedsland dem Internationalen Skiverband bei. Nach Sölden freilich sandten nicht alle Nationen Wettkämpfer, aber immerhin 20, von Austria bis USA.

Pepi Strobl wird fortan für Slowenien fahren, in Sölden aber noch nicht, für den formellen Nationenwechsel ist der FIS-Kongress am 12. November zuständig. Strobls Urgroßvater wurde in Slowenien geboren, die Familie wanderte aus, nach Kärnten und nach Tirol, weshalb nicht gesicherte Wahrheit ist, was die Strobls, der Kärntner Fritz und der Tiroler Pepi, unsereins immer wieder erzählt haben in den vergangenen Jahren, dass sie nämlich nicht miteinander verwandt sind. (DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 23. Oktober 2004, Benno Zelsacher)