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Weg mit dem Computer!

Nie mehr komische Kästen auf dem Schreibtisch, denn: Computing wird unsichtbar! Diese schöne Theorie proklamierte Donald A. Norman, ehemaliger Vizechef von Apples Entwicklungsabteilung und gefeierter Designtheoretiker, schon 1997. Nun ja. Kaum ein Jahr nach dieser Behauptung feierte Apple mit der glatten Gegenthese den größten Erfolg seiner Geschichte: Der iMac, ein ziemlich sichtbares Objekt in Popfarben, machte den Computer zum Designfetisch. Im Bild Apples-CEO Steve Jobs bei der Präsentation des iMac im Jahr 1998.

Foto: APA/EPA/AFP/John G. MABANGLO

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Die Konkurrenz hat den Trend

zum Designgerät mit Verspätung ebenfalls aufgegriffen, allerdings mit vorerst gemischten Resultaten: Die meisten "Designcomputer" der Windows-Welt unterscheiden sich lediglich durch besonders obskure Frontblenden von den normalen Computern. Schön an derartigen Geräten ist bestenfalls ihr Preisschild. Doch nach jahrelangem Einheitslook gibt es auch in der Windows-Welt Alternativen, allerdings war der Weg lang und steinig: Schließlich basiert der klassische PC auf einem technischen Layout, das vor mehr als 20 Jahren von IBM festgelegt wurde und bis heute als nahezu unumstößlicher Standard fungiert. (Im Bild: Microsofts Chairman Bill Gates (R) und Intel Corp. Chairman Andy Grove beäugen den IBM 5150 PC (R), bei einer 20 Jahr Feier des IBM PCs im Tech Museum of Innovation in San Jose, Kalifornien. The IBM 5150 PC war IBMs erster PC und wurde am 13. August 1981 präsentiert.)

Foto: REUTERS/Lou Dematteis

Während die Normalkonsumenten

scheinbar klaglos mit Rechnern der Marke "hässlich, aber billig und schnell" zufrieden waren, formierte sich Widerstand gegen die Einheitsdoktrin vor allem im Industriebereich. Hier zählen nicht nur reine Rechenleistung, sondern auch Parameter wie ultimative Zuverlässigkeit und Kompaktheit. Vor allem die Lüftungstechnik, die aus jedem Standard-PC einen ratternden Staubfänger macht, ist für viele Einsatzbereiche in rauer oder auch hochreiner Umgebung, die vollkommen gekapselte Gehäuse voraussetzt, schlicht unbrauchbar.

Foto: IBM

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Erst die in den vergangenen Jahren

für den Industrieeinsatz entwickelten neuen Platinenstandards ermöglichen wirklich neue Computerdesigns. Basierend auf diesen Standards bringt die Firma Hoojum in diesem Herbst einen superkompakten Rechner namens Nanode auf den Markt. Die Hauptplatine ist mit zwölf Zentimetern Seitenlänge so groß wie ein Notizzettel! Das Gehäuse hat in etwa die Grundfläche eines CD-Covers und ist damit etwa ein Zehntel so groß wie ein Standard-PC. Aber auch die anderen Modelle von Hoojum können sich sehen lassen, denn die Gestaltung der Gehäuse ist sympathisch lakonisch: massive, simple Aluminiumwürfel in coolen Candyfarben.

Foto: Archiv

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Noch konsequenter geht

Hush Technologies vor. Die englische Firma mit süddeutschen Wurzeln stellt mit ihrem Erfolg klassische Computer-Handelswege auf den Kopf. "Natürlich haben wir versucht, in Asien fertigen zu lassen, aber die für unser Konzept notwendigen, engen Fertigungstoleranzen waren dort nicht zu realisieren", erklärt Klaus Heesen, technischer Direktor von Hush. Jetzt werden Teile der Gehäuse in Österreich hergestellt. Mehr als 90 Prozent der Geräte werden exportiert, außer in den amerikanischen Markt vor allem nach Japan und Korea - den klassischen Herstellerländern für Computer.

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Die Hush-Rechner sind wirklich

von innen her neu konstruiert - und völlig lüfterlos. Das massive, aus Aluminium geformte Gehäuse übernimmt die Kühlfunktion. Da das Gehäuse dafür direkt auf dem Prozessor aufliegen muss, ist immense Präzision notwendig, die Toleranzen liegen im Hundertstelmillimeterbereich. Die Geräte erinnern kaum noch an Computer, sondern wirken eher wie hochwertige High-End-Verstärker.

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Am schönsten ist der Druck

auf den Einschaltknopf: ein sattes Klick, ein blaues Leuchten, doch nichts rappelt oder summt, es herrscht vollkommene, fast schon geheimnisvolle Ruhe. Diese Lautlosigkeit ist, angesichts der sonst immer gleich brummenden Kisten, ein echtes Designfeature. Konzeptuell weit vom Massenstandard entfernt macht die Aura von hochwertigem Engineering diese Computer tatsächlich wohnzimmertauglich. Angesichts solcher Geräte darf es ruhig noch dauern, bis Computing unsichtbar wird.(pede,DER STANDARD/Rondo)

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