Graz - Die Region Obersteiermark braucht dringend ein neues Frauenhaus: Angesichts alarmierender Zahlen über familiäre Gewaltfälle präsentierte die zuständige steirische Soziallandesrätin Anna Rieder am Donnerstag ein Konzept für eine derartige Einrichtung für die in dieser Hinsicht sozial unterversorgten Bezirke. Jede fünfte Frau, die in Graz vor ihrer gewalttätigen Familie Zuflucht sucht, kommt bereits aus der Obersteiermark. Frauen in ländlichen Regionen scheuen Trennungen mehr Die Forderung nach Einrichtung eines Frauenhauses oder nach kleinen, dezentral betreuten Wohngemeinschaften wird nicht nur von Fraueninitiativen, sondern auch von den obersteirischen Sozialarbeitern seit mehreren Jahren erhoben. Jährlich werden 300 Fälle familiärer Gewalt gegen Frauen bei Polizei und Gendarmerie im obersteirischen Raum bekannt, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen: Einer Studie zufolge harren Frauen aufgrund der in ländlichen Bezirken noch weit traditioneller geprägten Strukturen in ihren von Gewalt geprägten Beziehungen viel länger aus. Oftmals kommt auch noch dazu, dass sogenannte "Vertrauenspersonen" misshandelte Frauen häufig noch darin bestärken, ihr Schicksal "durchzustehen". Trennungen und Scheidungen in ländlichen Gebieten sind nach wie vor stärker mit Tabus behaftet als in Städten. Im Grazer Frauenhaus, das seit Jahren gut funktioniert, belegt die Herkunft der Zufluchtsuchenden die Dringlichkeit des Vorhabens: Etwa die Hälfte der Frauen kommt aus den Bezirken, davon wiederum fast 20 Prozent aus der Obersteiermark. Das am Donnerstag präsentierte Konzept sieht vor, dass das Obersteiermark-Haus inhaltlich und organisatorisch ähnlich aufgebaut werden soll. (APA)