Wien - Die Industriellenvereinigung ist angesichts der gegenwärtigen Konjunkturlage voll des Lobs für die Steuerreform, die die österreichische Regierung beschlossen hat.

Industriellen-Generalsekretär Markus Beyrer: "Die Steuerreform kommt zum richtigen Zeitpunkt: Zum einen wird der Konkurrenzdruck auf Österreich durch die neuen EU-Mitglieder größer. Zum anderen stellt sich nun heraus, dass die Reform auch konjunktur-zyklisch betrachtet genau richtig kommt."

Skeptisch sind die Ökonomen der Industriellenvereinigung aber, was den Effekt der Steuerreform betrifft. Während bisher angenommen wurde, dass sich das Masseneinkommen nach der Steuerreform um einen Prozentpunkt erhöhen wird, geht IV-Ökonom Erhard Fürst davon aus, dass davon nur ein Viertel Prozentpunkt bleiben wird.

Erhöhte Sparquote

Seine Rechnung: Die Hälfte der Erhöhung der Masseneinkommen wird in die Sparquote fließen, ein weiteres Viertel wird von den diversen Belastungen des nun beschlossenen Finanzausgleichs aufgesogen.

Was das Wirtschaftswachstum 2005 betrifft, ist die Industriellenvereinigung daher auch weniger optimistisch als die Ökonomen von Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Institut für Höhere Studien (IHS). Sie rechnen fürs kommende Jahr mit einem BIP-Wachstum von 2,5 Prozent. IV-Experte Fürst hält nach Evaluierung von Steuerreform-Effekten und Finanzausgleich dagegen: "Wir gehen für 2005 nur von einem Wachstum von 2,25 Prozent aus."

Die hohen Ölpreise entwickeln sich laut Fürst zunehmend zu einer "Hypothek für die Konjunktur"; der steigende Euro bedrohe wiederum den derzeit dynamischsten Konjunkturfaktor, die Exportwirtschaft. Die positive Kehrseite des starken Euro: Die (in Dollar fakturierten) hohen Ölrechnungen werden durch die starke Gemeinschaftswährung etwas günstiger. (gra/DER STANDARD Printausgabe, 28.10.2004)