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Venus von Willendorf
24.000 - 22.000 v.u.Z.
11 cm groß
Ausgestellt im Naturhistorischen Museum Wien
Foto: APA/NHM-Wien
Das Thema "Matriarchat" berührt das größte Tabu der "zivilisierten" Gesellschaft und die mannigfaltigen Beweise seiner Existenz werden auf das Heftigste und mit ans Absurde grenzender enormer irrationaler Emotionalität bekämpft. Nicht nur auf androzentrisch wissenschaftlicher Ebene, ebenso bei alltäglichen Disputen, finden sich ForscherInnen dieser Gesellschaftsform nahezu inquisitorischen Anfeindungen ausgesetzt. Das "Matriarchat" sei ein Mythos, das Fantasiegebilde verblendeter Feministinnen und ein mit Biologismen angereicherter romantizistischer Irrtum weniger männlicher Forscher.

Angesichts der extremen Abwehrhaltung sich als besonders rational ausgebender ZeitgenossInnen stellt sich die Frage nach der Ursache der Bedrohung. Was ist das, was verleugnet wird, was so angestrengt im Verborgenen gehalten werden soll? Was soll vergessen und nicht gewusst werden?

Mythologisierung durch Geschichtsschreibung

Der Vorwurf des Matriarchatsmythos liegt im Selbstverständnis von Geschichtswissenschaft selbst begründet, indem die Definitionen von "historischer Zeit", "Zivilisation" und "Kultur" sowie Patriarchat in sich schlüssig sind und Abweichungen nicht berücksichtigt werden, so wie das Manko der "vorhistorischen Zeit".

Die offizielle Geschichte - historische Zeit - beginnt mit dem Patriarchat, also etwa 3.000 Jahre vor unserer Zeit. Das bedeutet, dass lediglich 5.000 Jahre der gesamten Menschheitsgeschichte als historisch anerkannt werden. bedenken wir, dass der Homo Sapiens in seiner heutigen körperlichen und hirnanatomischen Ausstattung zwischen 35.000 und 70.000 Jahre alt ist - der homo Habilis wird sogar auf zwei Millionen Jahre datiert, der Homo Erectus auf eine Million Jahre-, so werden Tausende Millionen von Jahre ignoriert.

Mythos und Logos

Das Matriarchat soll deshalb ein Mythos sein, weil nur das geschriebene Wort gilt. Alles andere fällt in den Bereich der Mythologie. Der Begriff "Mythologie" war ursprünglich ein Ganzes, bis es in Mythos und Logos auseinander dividiert worden ist: das "Weibliche" wurde ins Reich des Mythos, der Märchen und Lügen verwiesen, damit das Männliche als das Logische, die Logik, Geschichte und Kultur auftreten konnte. Die Schlussfolgerung lautet: die Ausradierung möglicher Existenzhinweise auf eine andere Gesellschaftsform war quasi notwendig, damit die Überherrschung unsichtbar bleibt. So suggeriert das Patriarchat seine Naturwüchsigkeit.

Matriarchatsforschung

"Würde es nur um einen Mythos gehen, dann hätte ich nur ein Jahr geforscht", sagt die bekannte Matriarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth. In der Tat bestehen millionenfache Beweise sowohl für vergangene (ausgelöschte) matriarchale Gesellschaften als auch noch existente in Ostasien, Indien, Nord- und Südamerika. Göttner-Abendroth betont: "In europa gibt es seit der Inquisition keine mehr".

Die Entdeckung von mütterlich organisierten Gesellschaften geht zurück auf Johann Jakob Bachofen, der in seinem Werk "Das Mutterrecht" 1861 als erster nicht patriarchale Familien- und Kulturformen systematisch untersucht hat. Dabei stützte er sich auf antike Quellen von Herodot, Strabon, Diodor etc. Nachdem im 19. Jahrhundert der Evolutionismus en vogue war, richteten sich die Fragen nach dem Ursprung von Ehe, Familie, Staat und Privateigentum und somit nach Geschlechterbeziehungen.

Die bekanntesten Evolutionisten, die eher der Linken zuzurechnen sind, vertraten die Auffassung, dass die Frau in der Urgesellschaft eine mächtige Rolle gespielt hätte. Bis heute bestehen unzählige Untersuchungen und Abhandlungen über "Matriarchate", so dass bereits eine mehr als 150-jährige neuzeitliche Forschung wertvollstes Beweismaterial liefert, das nicht ohne weiteres ignoriert werden kann. (dabu)