Im Vorjahr wurden im Rahmen einer europaweiten Befragung "Eurobarometer" zehn Fragen zum Thema Gewalt an Frauen in der Familie gestellt. Insgesamt wurden 15.900 Interviews geführt. Fast die Hälfte der Interviewten nahm an, dass Gewalt in der Familie in ihrem Heimatland recht häufig vorkomme, ein Viertel glaubte, dass es sehr häufig sei. Tatsache ist, dass jede fünfte bis zehnte Frau in einer Paarbeziehung mißhandelt wird. In Österreich gibt jede zweite Frau an, in ihrem Bekanntenkreis von einer mißhandelten Frau zu wissen. Vor zwei Jahren hat das Europäische Parlament und die Europäische Kommission beschlossen, das Jahr 1999 einer Kampagne gegen Gewalt an Frauen zu widmen. Aber erst Anfang April 1999 wurde dafür auch ein Budget zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der Kampagne sollten auf nationaler sowie auf europäischer Ebene Aktionen gegen Gewalt stattfinden, Informations- und Bewußtseinsarbeit verstärkt, Forschungsarbeiten und die Erhebung von statistischen Daten forciert werden. Jetzt startet die Informationstelle gegen Gewalt auch in Österreich mit den Aktivitäten zu dieser europaweiten Kampagne: Am 10.3. werden die Schwerpunkte der Öffentlichkeit präsentiert. Die Zielgruppen sind: · Frauen, die von Gewalt betroffen sind oder waren · Männer, die Gewalt ausüben oder die sich von Männergewalt distanzieren bzw. dazu ange-regt werden sollen · Jugendliche, eine besonders wichtige Zielgruppe, da sie als nächste Genera-tion einen gewaltfreieren Umgang lernen sollten Die Maßnahmen im Rahmen der EU Kampagne gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft: · österreichweite Plakataktion im Juni: Prominente Männer sprechen sich öffentlich gegen Gewalt aus (folgende Männer erklärten sich dazu bereit: Josef Broukal, Roland Düringer, Sigi Grabner, Frank Hoffmann, Harald Krassnitzer, Willi Resetarits) · verstärkte österreichweite Bewerbung der Frauenhelpline gegen Männergewalt (seit 1. Juni 1999 beim Verein Auto-nome Österreichische Frau-enhäuser): Produktion von Info-Foldern und Plakaten · Fachveranstaltung zum Thema "3 Jahre Gewaltschutzgesetz: Erfahrungen und Reflexionen" im Mai. Einen weiteren Schwerpunkt bilden folgende Aktivitäten und Veranstaltungen zur Information und Sensibilisierung Jugendlicher: · Anti-Gewalt-Comic für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren · Anti-Gewalt-Clubbing für Jugendliche im Juni (in Kooperation mit Jugend in Wien) · Aktionstag gegen Gewalt an Schulen in ganz Österreich im Juni. Die Informationsstelle gegen Gewalt ist seit 1991 Teil des Vereins autonomer österreichischer Frauenhäuser. Rosa Logar, die Obfrau der Informationsstelle, meinte bei der Präsentation der Aktivitäten: "In Österreich besteht ein breiter politischer und gesellschaftlicher Konsens, Gewalt an Frauen nicht zu tolerieren und mit vielfältigen Maßnahmen zu bekämpfen. Die Opferhilfseinrichtungen streben jedoch weitere Verbesserungen an. Gerade in einer für die Informationsstelle schwierigen finanziellen Lage soll die Kampagne die Wichtigkeit der Bekämpfung von Gewalt an Frauen zeigen". Wenn sich an der prekären finanziellen Situation der Informationstelle nichts Tatsache ist, dass die Existenz der Informationsstelle gegen Gewalt massiv bedroht ist. Der Betrieb kann höchstwahrscheinblich nur noch wenige Monate aufrechterhalten bleiben, wenn nicht bald Finanzierungszusagen kommen. Aus diesem Grund hat der Verein eine Petition verfaßt, die unter www.xpoint.at/users/aoef abrufbar ist. (ask)