Wie der Einzelne eine ganze Branche in die Hoffnungslosigkeit treiben kann, lässt sich seit Jahren an der Formel 1 beobachten. Die Rede ist ausnahmsweise nicht von Michael Schumacher, dessen eklatante Überlegenheit nur das Symptom der Krise darstellt. Michael Schumacher ist halt leider auch noch fad wie Radio Stephansdom, was den Jammer noch radikalisiert.

Zu besprechen wäre unter Umständen die Person Bernie Ecclestone, der Asphalt-Napoleon, der einzige dauerhafte Krisengewinnler aus der Agonie der Formel 1. Wer hat denn diese Veranstaltung über Jahrzehnte geleitet? Ecclestone. Wer hat die Rennstrecken zu einem Einerlei umbauen lassen? Wer kassiert den Löwenanteil der Marie und wer verhindert die sinnvolle Mitsprache der Beteiligten, vornehmlich der großen Autokonzerne, an der Gestaltung? Ecclestone.

Ecclestone ist eine für diese Zeit typische Erfolgsgestalt. Ein Individualist aus dem Musterbuch des Kapitalismus, der sich dank seiner Tüchtigkeit auf dem Turnierplatz der Tüchtigen durchsetzt. Quasi der Bill Gates des Gaspedals. Wie Windows ist die Formel 1 ein System, das es zu internationaler Konkurrenzlosigkeit gebracht hat und doch nicht funktioniert, wie es viele Konsumenten gern hätten.

Der internationale Show Sport hat sich zu einem Dienstleister entwickelt, der einen Bedarf deckt. Wie es ausschaut, hat die Formel 1 den Durchbruch zur Bedarfsweckung geschafft. Sie weckt halt nicht mehr Spannung, sondern Langeweile. Ecclestones Erfolg besteht in der Aufhebung der Kerneigenschaft des Sports: Nicht mehr das Ungewisse wird von ihm gekauft, sondern das Vorhersehbare. Darin unterscheidet er sich dann doch ein wenig vom Kollegen Gates. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 29. Oktober 2004, Skoceks Zeitlupe)