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Witzige Spontantattoos können über Nacht zur gehüteten Peinlichkeit werden

Foto: APA/Rhona Wise
Wiener Neustadt/Wien - Selbst die liberalsten Eltern reagierten "schockiert" auf Piercing-und Tattoowünsche ihres Nachwuchses, schildert Anna Lesnik. Die Leiterin des Wiener Neustädter Jugend- und Kulturhauses Triebwerk, die dort am Donnerstag, den 4. November, eine Diskussionsveranstaltung über "Body modification" organisiert, weiß, wovon sie spricht: Die Tattooszene - "Leute zwischen 15 und 30, die sich Symbole aus der japanischen, keltischen oder sibirischen Mythologie eintätowieren lassen" - werde immer breiter.

Nabelpiercing wie Britney für Dreizehnjährige

Zudem wünschten sich schon dreizehnjährige Zentrumsbesucherinnen nichts sehnlicher als "ein Nabelpiercing wie Britney Spears". Und setzten oft all ihre Überredungskünste ein, um die Zustimmung ihrer Eltern zu erhalten. Dabei - so betont Patrick Stalzer, Mitglied der Wiener Landesinnung für Piercen und Tätowieren - spreche gerade bei jungen Menschen einiges gegen das bleibende Dekorieren und Durchstoßen der Haut.

"Während der Pubertät ist das Hautgewebe besonders weich. Da kann es leicht zu Vernarbungen kommen", warnt Stalzer. Zudem unterschätzten die Jungen krass die ablehnenden Reaktionen auf sichtbare Körperdekorationen: "Ich habe meine Kunden schon mit Filzstiften bemalt auf die Wiener Mariahilfer Straße geschickt", erzählt der selbst stark tätowierte Mann.

Leute unter 18 werden prinzipiell wieder weggeschickt

Aus diesen Gründen schickten seriöse Tattookünstler und Piercer "Leute unter 18 prinzipiell wieder weg": Wer jünger als 18 Jahre ist, dürfe laut geltender bundesweiter Verordnung ohnehin nicht tätowiert werden, während Minderjährige für Piercings eine Unterschrift der Erziehungsberechtigten beibringen müssen.

Geplante Verordnungsnovelle

Eine geplante Verordnungsnovelle werde außerdem die "Grauzone" bei Piercings beseitigen: Wer mindestens 14 ist, darf sich piercen lassen, wenn anzunehmen ist, dass die betroffene Stelle binnen 24 Tagen verheilt. Stalzer: "Hier soll eine klare Sechzehnjahresgrenze eingeführt werden." Verschönerungswilligen gibt er als Hilfe ein Preisargument mit auf dem Weg. Ein Piercer, der alle hygienischen Standards zur HIV- und Hepatitisprävention einhalte, müsse für ein Stück Arbeit "mindestens 70 Euro verlangen". (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe 29.10.2004)