Essen - Wissenschafter aus mehreren deutschen Städten forschen gemeinsam nach den genetischen Gründen für ausgeprägtes Übergewicht. Wie der Koordinator des Netzwerkes, Johannes Hebebrand vom Universitätsklinikum Essen erläuterte, ist die Zahl der Menschen mit Adipositas weltweit stark angestiegen. Die Ursache dafür liegen unter anderem in der veränderten Ernährung und mangelnder körperlicher Bewegung. Allerdings sind in der Regel nur diejenigen betroffen, die auch eine genetische Veranlagung dazu haben.

Die wissenschaftliche Erforschung dieser genetischen Veranlagungen steckt jedoch laut Hebebrand noch in den Anfängen. Gesichert sei bisher nur, dass etwa zwei bis vier Prozent aller Menschen mit einer ausgeprägten Adipositas Mutationen im so genannten Melanokortinrezeptor-4-Gen aufweisen.

Die Betroffenen seien etwa 15 bis 30 Kilogramm schwerer als ihre Familienangehörigen ohne Mutation. Zudem gebe es im selben Gen bei vier Prozent aller Menschen eine Variante, die vor Übergewicht schütze. Die Träger dieser Variante seien durchschnittlich 1,5 Kilogramm leichter.

Gene und Genvarianten

Nach Hebebrands Angaben sollen in dem auf drei Jahre angelegten Netzwerk die Gene und Genvarianten identifiziert werden, die das Körpergewicht beeinflussen. Die Häufigkeit dieser Genvarianten sollen in der Allgemeinbevölkerung, bei Patienten mit Adipositas und bei Patienten mit Folgestörungen untersucht werden. Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit vier Millionen Euro.

Adipositas wurde 1997 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Epidemie erklärt. Besorgnis erregend ist die deutliche Zunahme der Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen. Die Gesundheitsministerien der USA und Schwedens vermuten, dass Adipositas als Ursache vorzeitiger Todesfälle das Rauchen bald abgelöst haben wird. Auch die direkten Kosten für die Gesundheitssysteme liegen den Angaben zufolge mit fünf bis sieben Prozent auf mindestens gleicher Höhe wie beim Rauchen. (APA/AP)